Franz Hodjak

Franz Hodjak ist bekannt für seine sprachliche Eleganz und Schärfe. Ob in Gedichten oder Aphorismen – er verbindet pointierten Humor, Ironie und Tiefsinn zu einer Sprache, die klar, verdichtet und zugleich spielerisch wirkt. Viele seiner Aphorismen sind Kunstwerke der Form en miniature. Als Rumäniendeutscher in Siebenbürgen und später als Auswanderer nach Deutschland spiegelt Hodjak in seinen Texten die Erfahrungen von Heimat, Fremdheit, Identität und kulturellen Heimatverlusts. Seine Texte eröffnen eindrückliche Blicke auf historische und aktuelle Fragen von Zugehörigkeit und Exil. Gerade seine Aphorismen und Erzählungen schildern mit leichter Hand existenzielle Geschichten, die Vergänglichkeit, Liebe, Erinnerung oder politische Enge thematisieren. Es gelingt ihm, das Große im Kleinen sichtbar zu machen – ein kurzer Satz oder eine kleine Szene kann ganze Welten andeuten. Kurz: Wer Hodjak liest, entdeckt präzise Sprache, kluge Reflexionen über Mensch und Gesellschaft sowie eine Literatur, die Humor und Ernst, Leichtigkeit und Tiefe meisterhaft verbindet.
Franz Hodjak (1944 - 2025): geb. in Hermannstadt, Rumänien. Abitur, Militärdienst, Hilfsarbeiter. Studium der Germanistik und Rumänistik in Klausenburg, Rumänien.1970-1992 Lektor für deutschsprachige Bücher im Dacia Verlag, Klausenburg.1992 Übersiedlung nach Deutschland. Lebt als freier Schriftsteller in Usingen i.Ts., am 6. Juli 2025 ist Franz Hodjak zu Hause in Usingen an seinem Schreibtisch gestorben. "Wäre es gegangen, wäre es anders gelaufen" ist sein letztes Buch - gerade noch rechtzeitig kam es zu seinen Lebzeiten aus dem Druck.
Nachruf von Alexandru Bulucz (FAZ, dlf):
Der bedeutende deutsche Schriftsteller, Dichter und Aphoristiker ist am 6. Juli nach langer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie in Usingen gestorben. Der 1944 in Hermannstadt/Sibiu in Siebenbürgen geborene Schriftsteller Franz Hodjak studierte Germanistik und Romanistik in Klausenburg/Cluj und arbeitete 20 Jahre lang als Lektor für den Dacia Verlag, wo 1970 auch sein Debutband „Brachland“ erschien. Zunächst veröffentlichte er Lyrik – Ende der 1980er Jahre auch im Ostberliner Aufbau Verlag. 1990 wechselte er zum Suhrkamp Verlag, wo sein bekannter Lyrikband „Siebenbürgische Sprechübung“ erschien. 1992 reiste er nach Deutschland aus. Über ein Jahrzehnt lang blieb er dem Suhrkamp Verlag treu und publizierte dort mehrere Romane (Grenzsteine, Der Sängerstreit, Ein Koffer voll Sand), Geschichten (Zahltag) und Lyrik. In den letzten Jahren hatte er eine ausgesprochen kreative Phase, in der nacheinander mehrere Lyrikbände sowie Aphorismen in kleineren Verlagen erschienen sind, oft mehrere pro Jahr. Im Leipziger Literaturverlag sind erschienen: "Was wäre schon ein Unglück ohne Worte", "Das Ende wird Nabucco heißen" sowie "Gedenkminute für verschollene Sprachen". Den Band "Wäre es anders gegangen, wäre es anders gelaufen" mit Aphorismen aus letzter Hand haben wir in diesem Frühjahr ediert und er ist gerade eben im Leipziger Literaturverlag an den Start gegangen - Franz Hodjak hat die Belegexemplare vor drei Wochen erhalten. Das Buch wird im Herbst auf dem Markt erscheinen und kann jetzt noch zum Subskriptionspreis bestellt werden, exklusiv auf sisifo.
Nachruf von Matthias Buth (Musenblätter): Schreiben ist stummes Sprechen
Zuletzt erschienen u.a.:
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Siebenbürgische Sprechübung, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a.M 1990 Zahltag, Erzählungen, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1991
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Franz, Geschichtensammler, Monodrama, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1992 Landverlust, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1993
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Grenzsteine, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1995
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Ankunft Konjunktiv, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1997
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Der Sängerstreit, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 2000
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Ein Koffer voll Sand, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 2003
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Die Faszination eines Tages, den es nicht gibt, Gedichte, Edition Die 1000, Verlag Ralf Liebe, Weilerswist 2008
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Der Gedanke, mich selbst zu entführen, bot sich an, Gedichte, Verlag SchumacherGebler, Dresden 2013
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Der, der wir sein möchten, ist schon vergeben, Aphorismen, Notate & ein Essay, litblickín-Verlag, Fernwald 2013
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Das Ende wird Nabucco heißen, Erzählungen, Leipziger Literaturverlag, Leipzig 2014
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Der, an den wir uns erinnern, waren wir nie, Aphorismen, edition petit,Verlag SchumacherGebler, Dresden 2017
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Was nie wieder kommt, Gedichte, Stadtlichter Presse, Wenzendorf 2022
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Alles wurde privatisiert, selbst die Funklöcher und die Schatten in Platons Höhle, Gedichte, Verlag SchumacherGebler, Dresden 2022
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Hind und nicht zurück, Gedichte, Verlag Vorwerk 8, Berlin 2022
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Gedenkminute für verschollene Sprachen, Leipziger Literaturverlag, Leipzig, 2023
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Im Ballsaal des Universums, Herausgegeben von Enikö Dacz, danubebooks Verlag e.K., Ulm 2023
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Das Glas gibt dem Wein die gewünschte Form. Aphorismen, Königshausen & Neumann, Würzburg, 2023
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Gedichte, Das Zündholzblatt, mit Tuschpinselzeichnungen von Hermann Naumann. Edition Dreizeichen Meißen, 2023
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Ich verirrte mich im Nadelöhr. Gedichte, edition petit: Verlag Manfred Richter (Typo M), 2024
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Ewig ist das Vorläufige. Gedichte, Königshausen & Neumann, Würzburg, 2025
Preise und Stipendien u.a.:
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1990 Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb
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1991 Ehrengabe zum Andreas-Gryphius-Preis 1991
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Förderpreis des Kulturkreises im BDI 1995
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Stadtschreiber in Minden
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1996 Nikolaus-Lenau-Preis
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1997 Heinrich-Heine-Stipendium in Lüneburg
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1998 Hermann-Hesse-Stipendium
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1999 Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung
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2000 Künstlerstipendium in Schreyahn
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2002 Stadtschreiber in Dresden
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2005 Kester-Haeusler-Ehrengabe der Schillerstiftung
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2006 Förderstipendium des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst
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2007 Stipendium im Herrenhaus Edenkoben
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Kulturpreis 2013 der Siebenbürger Sachsen
- 2015 Literaturpreis der 3. Internationalen Buchmesse in Klausenburg (Cluj-Napoca).
Bei sisifo // Leipziger Literaturverlag ist erschienen: