Zu den poetischen Quellen daoistischer Klassiker
gesprochen von Viktor Kalinke
48:25 min
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Laozi und Zhuangzi werden meist als philosophische Texte gelesen, mal mehr aus politischer mal mehr aus lebenspraktischer Perspektive. Tatsächlich wurzeln beide Texte im Poetischen. Wie kein zweites Buch aus dem alten China hat das Zhuangzi die Volkssprache (baihua) inspiriert und geprägt. Zhuangzis Idiome ermöglichen es bis in die Gegenwart, dass Chinesen mit poetischen Codes kommunizieren - meist in Form viersilbiger Zeichenketten, die für sich genommen hermetisch erscheinen, da sie die Zusammenfassung oder Überschrift einer Legende oder Anekdote darstellen. Für Uneingeweihte ergibt sich ein lyrisches Rätselspiel, doch ist es auf diese Weise möglich, ohne konkret werden zu müssen, präzise und diplomatisch Intentionen auszudrücken. Laozi wiederum besticht durch seine in der altchinesischen Literatur einmalige Kürze und Prägnanz. Es wurde viel dazu geforscht und diskutiert, ob seine Textvignetten nicht eigentlich Gedichte oder Lieder seien. Sie haben nicht unerheblich dazu beigetragen, die dreihundertjährige Kriegszeit der Streitenden Reiche zwischen dem 6. und 3. Jahrhundert v.u.Z. zu beenden, den Weg zur Einigung Chinas vorzubereiten und schließlich in den dialektischen Humanismus der frühen Han-Dynastie zu münden, an den die bis heute dominanten konfuzianischen Schulen anknüpften. Doch ohne ihre Verwurzelung im Poetischen hätten die beiden Best- und Longseller Laozi und Zhuangzi kaum eine 2500jährige Rezeptionsgeschichte hingelegt, für die auch weiterhin kein Ende absehbar ist. Im Folgenden zitiere ich poetische Passagen aus beiden Büchern in meiner aktuellen Übersetzung und ziehe Querverbindungen zum späteren praktischen Daoismus am Beispiel des altchinesischen Konzepts der körperlichen Liebe.
Inhalt: min
01 Einleitung 0:00
02 Laozi 2:27
03 Über das Dao sprechen 8:59
04 Zhuangzi 12:22
05 Große und nutzlose Worte drechseln 14:55
06 Wilde Worte 23:46
07 Reden in Gleichnissen 34:07
08 Bücherlesen 40:00
09 Fangnei: Grundlegende Regeln 43:28
Hörprobe: Aus der Einleitung
Zu den gedruckten Büchern: