Gedichte
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Dieses Buch lädt ein auf eine poetische Reise zwischen Alltagsminiaturen und existenziellen Sinnfragen. "Wie kannst du vom Schreiben leben?" Skepsis dieser Art hören Dichterinnen und Dichter oft. Doch sollte die Frage nicht eher heißen: "Wie kannst Du ohne Poesie leben?" Svenja Ohlsens Gedanken bilden einen poetischen Fluss, der durch die Landschaften des Alltags, der Natur und der inneren Welt strömt. Sie fängt den Funken des Augenblicks ein und beobachtet, wie er ein Feuerwerk entfacht. Die Gedichte schweben zwischen Reflexion und Hingabe. Sie tauchen ein in die verwirrenden, widersprüchlichen, aber auch leuchtenden Momente des Lebens und lassen sich von vermeintlichen Banalitäten wie Marzipanrobben oder einer Wetterdienst-App anstacheln, mit dem Echolot in die Tiefe zu fühlen. Ihre Verse verschmelzen das Laute und das Stille, das Hektische und das Ruhige, das Fragende und das Wissende zu einem Mosaik. Die Sprache der Texte ist bildhaft, lebendig und voller unerwarteter Wendungen. Mal flüchtig und spielerisch, mal tief und nachdenklich. Ihre Gedichte bewegen sich zwischen klaren, eindringlichen Bildern und freien, assoziativen Gedankengängen - dabei bleibt der Ton stets nahbar. Die Vielfalt der Bilder und die organische Verschmelzung von Innen- und Außenwelt zeichnen diese Gedichte aus.
Svenja Ohlsen: geboren 1992, schreibt, seit die ersten Buchstaben über das Papier tanzen lernten. Ihre Worte fanden Platz in der 5. und 6. Ausgabe der Literaturzeitschrift Schredder und im vergangenen Frühjahr in der Zeitschrift Veilchen. Als Übersetzerin (BA) und Dolmetscherin (MA) jongliert sie mit Sprachen. Doch die wahre Bühne ihrer Poesie ist die Natur. Wie Ronja Räubertochter streift sie durch die weiten Wälder Gotlands, wo sie mittlerweile auf einem Milchbauernhof lebt und Kühe melkt. Hier, zwischen über den Feldern kreisenden Adlern und flüsternden Bäumen, entstehen ihre Gedichte und Geschichten.
Persönliches
[Marzipanrobben]
Mandelcreme mochte ich nie.
Marzipantorten konnten gegen Käsekuchen nicht gewinnen.
Zu süß, zu klebrig, zu mandelig.
Dann kam ich nach Lübeck.
Mutter-Kind-Kur an der Ostsee.
Ich machte mein Seepferdchen bei Herrn Bude
und sah zum ersten Mal Marzipanrobben.
Die schmecken von Kopf bis Flosse einfach unvergleichlich.
Seitdem denke ich oft daran zurück, wenn ich am Meer stehe.
Marzipan kommt bei mir nur in Robbenform in die Tüte.
Geschmacklose Vollendung!, rufen die einen.
Vollendeter Geschmack…, schmatze ich dann zurück.
Allgemeine Informationen
[Beim Stöbern]
Beim Stöbern in meiner Wetterdienst-App
finde ich lange vergessene Orts-Juwelen,
die mit ihrer schroffen Diamantbruchstelle
Kratzer in meinem Fernwehrohr hinterlassen.
Wie durch tausend Prismen schillern sie
unter den Kaffeeflecken des Notizbuchs hervor.
Beim Stöbern finde ich
in Zeitung eingepackte Keramik
in einer Kiste, deren Handschrift
mich ganz leicht an mich selbst erinnert.
Die Druckerschwärze duftet
nach dem Aufbruch von vor fünf Jahren.
Beim Stöbern stolpere ich
über verschwommene, winzige Eichhörnchen
und sich sonnende Flamingos
auf damals wichtigen,
heute verstaubten Fotos
einer von Kinderhand beknipsten Filmrolle.
Beim Stöbern lese ich
weitentfremdete Sätze
und versinke
in seichten Sorgen
neben aufgeklebten Kinokarten
aus zaghaften Tagebuchzeiten.
Beim Stöbern zieht meine Zunge
die Fäden des etwas zu matschig gekochten Gemüseauflaufs
aus der ziependen Backenzahntasche,
während ich mit einem Glas halbleckeren Rotweins nachspüle
und an einer Gedankenschnur
versunkene Erinnerungen empor angele.
Staunen
Seeblick
Ich sitze auf einer alten Ruine
und schaue über den sommergrünen See.
Links von mir schleckt eine Ratte genüsslich
fettige Grillreste von einem zurückgelassenen Pappteller.
Rechts strahlt freundlich gelb eine Wildblume am Ufer.
Flugzeuge und Autos singen wummernd im Kanon
zum Rhythmus der Vogelstimmen.
Wasserläufer tanzen Walzer
auf spindeldürren Beinen
zum Stadtkonzert
und malen Kreise
in den Abend.
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