
Weinreich, Gerhard: Die üblichen Mauern
-15%
Roman
ca. 300 Seiten
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Dieser Roman dreht sich um einen Kriminalfall in Rauenbrunn, einem fiktiven bayrischen Bistum. Der Bischof hat eine heimliche Geliebte, die Bauunternehmerin ist. Er verhilft ihr zu Aufträgen, indem er ihr bei Ausschreibungen die Angebote der Konkurrenten verrät, so daß sie diese unterbieten kann. Als der Finanzleiter des Bistums diese Machenschaften durchschaut, versucht er die beiden zu erpressen. Daraufhin ermordet der Bischof seinen Finanzleiter und glaubt, das perfekte Verbrechen begangen zu haben. Jedoch schöpft die Glaubenskongregation im Vatikan Verdacht und schickt einen Ermittler nach Rauenbrunn. Zu dieser Zeit liegt der Papst jedoch im Sterben. Sein potentieller Nachfolger will als erste Amtshandlung den Bischof aus Rauenbrunn als Präfekt der Glaubenskongretation einsetzen, so daß der Ermittler die Untersuchung gegen seinen künftigen Vorgesetzten durchführt. Die Lage wird verzwickt ...
Gerhard Weinreich: geboren 1963. Physiker. Mag Schubert und leidet mit dem BVB. Arbeitet in einem Wald. In einer Lungenklinik. Schreibt manchmal Romane.
Von Gerhard Weinreich ist im LLV außerdem erschienen: "Schwichtenbergs letztes Spiel"
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Dieser Roman dreht sich um einen Kriminalfall in Rauenbrunn, einem fiktiven bayrischen Bistum. Der Bischof hat eine heimliche Geliebte, die Bauunternehmerin ist. Er verhilft ihr zu Aufträgen, indem er ihr bei Ausschreibungen die Angebote der Konkurrenten verrät, so daß sie diese unterbieten kann. Als der Finanzleiter des Bistums diese Machenschaften durchschaut, versucht er die beiden zu erpressen. Daraufhin ermordet der Bischof seinen Finanzleiter und glaubt, das perfekte Verbrechen begangen zu haben. Jedoch schöpft die Glaubenskongregation im Vatikan Verdacht und schickt einen Ermittler nach Rauenbrunn. Zu dieser Zeit liegt der Papst jedoch im Sterben. Sein potentieller Nachfolger will als erste Amtshandlung den Bischof aus Rauenbrunn als Präfekt der Glaubenskongretation einsetzen, so daß der Ermittler die Untersuchung gegen seinen künftigen Vorgesetzten durchführt. Die Lage wird verzwickt ...
Gerhard Weinreich: geboren 1963. Physiker. Mag Schubert und leidet mit dem BVB. Arbeitet in einem Wald. In einer Lungenklinik. Schreibt manchmal Romane.
Von Gerhard Weinreich ist im LLV außerdem erschienen: "Schwichtenbergs letztes Spiel"
1. Kapitel
In Bruno stieg das brennende Verlangen auf, zum Parkplatz zu gehen und Ries’ Reifen aufzustechen. Das würde möglicherweise das Verhältnis zwischen den beiden nicht unbedingt verbessern, aber Bruno war sich verdammt sicher, daß er sich danach besser fühlen würde. Immer wieder passierten Ries diese haarsträubenden Geschichten. Immer wieder! Er war einfach nur ein Volltrottel. Das stand für Bruno fest. Leider konnte er seinen Wunsch nur schwer in die Tat umsetzen. Ja, er war in diesem Augenblick ziemlich wütend und fand es in einem gewissen Sinne durchaus in Ordnung, jetzt für sich das Faustrecht zu beanspruchen. Allerdings war er seit vielen Jahren auch Kardinal und darüber hinaus noch der Präfekt der Glaubenskongregation der katholischen Kirche. Er mußte sich also wohl oder übel zurückhalten – zumal auch in den Briefen des Paulus an die Korinther nur relativ wenig darauf hinwies, daß es eine gute Idee sein könnte, die Autoreifen seines besten Mitarbeiters aufzuschlitzen, weil ihm schlicht danach war. Bruno überlegte angestrengt, welche Art der Disziplinierung der kirchenrechtliche Strafenkatalog für Blödheit vorsah. Gab es da nicht eine Verordnung, die es ihm erlaubte, Ries in die Sahara in ein siedendheißes Kloster zu verbannen und dazu zu verdonnern, in der Gesellschaft von Sandflöhen an einem Wadi Wassermelonen anzubauen?
Der Kardinal stapfte in das Büro des Monsignore und setzte sich grimmig auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch. Er blickte ungeduldig auf seine Armbanduhr. Der Monsignore müßte gleich kommen. Also holte der Kardinal die Zeugnisse der Anklage aus der Aktentasche hervor und legte sie fein säuberlich geordnet auf den Tisch: links die Mappen, rechts die Zeitungen. Das Tribunal konnte beginnen. Er schaute aus dem Fenster hinüber zum Petersdom. Die Erhabenheit der Basilika besänftigte seinen Zorn. Und schon verirrte sich der Anflug eines Lächelns in sein mürrisches Gesicht. Dieser Anblick entschädigte für vieles. Der Kardinal hatte nicht die geringste Ahnung, warum es hieß, daß man durch ein Schlüsselloch auf der Piazza dei Cavalieri di Malta die beste Aussicht auf den Petersdom hatte. Dort lag die traumhafte Magistralvilla des Malteserordens, wo man sich vermutlich werweißwas darauf einbildete, daß sie sich auch noch auf dem Aventin befand, einem der sieben Hügel Roms. Das war alles nicht mehr schön, mißbilligte Bruno den allgemeinen Tenor zum besten Blick auf das heiligste Gebäude der katholischen Kirche, sondern nur noch erbärmlich kitschig.
Eigentlich konnte er mit dem zufrieden sein, was er im Leben erreicht hatte. Ein Sohn kalabrischer Bauern geht nach Rom, wird Kardinal und wacht über die katholische Welt. Ja, er könnte wirklich hochzufrieden sein. Aber statt dessen war er in diesem Moment sauer, einfach nur sauer. In ihm wuchs die Unruhe: allmählich sollte der Monsignore eintreffen. Auf dem Tisch stand eine Flasche Bourbon. Auch typisch für Ries. Mehr Privatdetektiv als Kirchenermittler. Bruno seufzte. Es war nicht immer einfach als Präfekt der Glaubenskongregation. Und so griff er nach der Flasche, goß sich ein Glas ein und prostete dem Petersdom zu. Der Bourbon brannte in der Kehle, der Kardinal hustete. Die Tür öffnete sich, und Monsignore Ries trat ein.
„Daß du immer noch dieses flüssige Plutonium trinkst!“ maulte Bruno und verzog das Gesicht.
Ries setzte sich bedächtig, nahm die Flasche, füllte ein Glas und trank einen Schluck. „Ich weiß gar nicht, was du hast, Bruno“, erwiderte er und zuckte mit den Schultern.
„Der Bourbon ist nach einem alten Familienrezept französischer Atomphysiker gebrannt und stammt aus einem kleinen Kernkraftwerk an der Loire.“
„Mein Sekretär hat mir berichtet, daß du wieder zurückgekehrt bist“, sprach der Kardinal lächelnd und mußte sich zusammenreißen. Am liebsten hätte er Ries angebrüllt und ihn dabei links und rechts geohrfeigt. „Ich habe mir gedacht, ich schaue einfach mal kurz vorbei, um dich zu begrüßen.“ Der Monsignore wunderte sich, daß ihn der Kardinal in seinem Büro aufsuchte. Es mußte wohl mit der Reise zu tun haben, von der er gerade zurückgekehrt war. „Ich nehme an, du möchtest wissen, wie es in Ecuador war.“
Ja, genau das wollte Bruno wissen – und zwar so schnell wie möglich. Irgend etwas war dort aus dem Ruder gelaufen. Eben eine dieser Geschichten, in die der Monsignore ständig schlitterte. Der Kardinal verspürte immer noch den Drang in sich, Ries in die Wüste zu verfrachten, wo er sich die Behausung mit Schlangen und Skorpionen teilen mußte. Bruno trank einen Schluck und hustete. Dieser verfluchte Bourbon! Konnte Ries nicht Rotwein trinken wie alle anderen Geistlichen auch? Der Kardinal hatte den Monsignore nach Ecuador geschickt, um ihn untersuchen zu lassen, ob der Erzbischof von Quito durch korrupte Geschäfte reich geworden war. Dabei erlegte Bruno seinem Ermittler Ries auf, maßvoll aufzutreten und für kein Aufsehen zu sorgen. In den letzten Jahren hatten zahlreiche Skandale das Ansehen der Kirche ruiniert. Viel zu viele widerliche Priester hatten ihren abscheulichen Neigungen freien Lauf gelassen. Dem Präfekten war nur zu bewußt, daß die vollständige Implosion der katholischen Kirche drohte, wenn sich herausstellte, daß der Mißbrauch noch viel größer wäre als bisher bekannt. Das bedeutete auch, daß jegliche schlechte Presse zu vermeiden war. Das Ansehen durfte nicht noch mehr leiden. Unter keinen Umständen! Auf gar keinen Fall! Niemals!
„Hast du deinen Auftrag erfüllt?“ fragte Bruno innerlich brodelnd, aber nach außen die Ruhe eines sommerlichen Weizenfeldes ausstrahlend.
„Ich denke, du kannst mit mir zufrieden sein“, behauptete Ries, um erst einmal Zeit zu gewinnen. Er konnte noch nicht genau einschätzen, worauf diese Fragerei hinauslief. „Kann ich das?“ säuselte Bruno.
„Nun ja, gewisse Kollateralschäden lassen sich natürlich nicht immer vermeiden“, kramte Ries vorsorglich eine Binsenweisheit aus dem Phrasenbaukasten hervor. Es schien ihm, als würde Bruno irgend etwas beunruhigen.
„Aber in diesem Fall dürften sie unbedeutend sein, denn wer interessiert sich schon dafür, was sich in einem Land wie Ecuador ereignet?“
Der Monsignore legte das unschuldigste Lächeln auf, das er in seinem Repertoire hatte. Bruno sprang erregt auf, riß eine Zeitung vom rechten Stapel neben sich und schlug mit der Hand auf das Titelblatt.
„Die New York Times zum Beispiel!“
„Zwei Kirchenfäuste und ein Hallelujah“, prangte da in fetten Druckbuchstaben. Ries kam die Schlagzeile so riesig vor, daß man sie aus dem Weltall hätte sehen können.
„Nun ja“, stammelte er.
„Die Times hat darüber berichtet, daß du sämtliche Behörden verprellt und eine Regierungskrise ausgelöst hast“, fuhr ihn Bruno an. Wütend schleuderte er die Zeitung auf den Schreibtisch und warf Ries einen bitterbösen Blick zu. Der Monsignore war zunächst einmal erleichtert. Sicher, das klingt nicht nach dem, was sich ein Präfekt der Glaubenskongregation wünscht, dachte er. Doch die Presse schreibt nun einmal so ein Zeug. Und wenn Bruno lediglich wußte, was in den Zeitungen stand, hätte er gute Aussichten, noch einmal mit einem blauen Auge davonzukommen.
„Zugegeben“, räumte Ries ein, „das ist nicht ganz schmeichelhaft, aber sieh es einmal von der guten Seite: Die Überschrift hätte auch schlimmer ausfallen können.“
[...]
In Bruno stieg das brennende Verlangen auf, zum Parkplatz zu gehen und Ries’ Reifen aufzustechen. Das würde möglicherweise das Verhältnis zwischen den beiden nicht unbedingt verbessern, aber Bruno war sich verdammt sicher, daß er sich danach besser fühlen würde. Immer wieder passierten Ries diese haarsträubenden Geschichten. Immer wieder! Er war einfach nur ein Volltrottel. Das stand für Bruno fest. Leider konnte er seinen Wunsch nur schwer in die Tat umsetzen. Ja, er war in diesem Augenblick ziemlich wütend und fand es in einem gewissen Sinne durchaus in Ordnung, jetzt für sich das Faustrecht zu beanspruchen. Allerdings war er seit vielen Jahren auch Kardinal und darüber hinaus noch der Präfekt der Glaubenskongregation der katholischen Kirche. Er mußte sich also wohl oder übel zurückhalten – zumal auch in den Briefen des Paulus an die Korinther nur relativ wenig darauf hinwies, daß es eine gute Idee sein könnte, die Autoreifen seines besten Mitarbeiters aufzuschlitzen, weil ihm schlicht danach war. Bruno überlegte angestrengt, welche Art der Disziplinierung der kirchenrechtliche Strafenkatalog für Blödheit vorsah. Gab es da nicht eine Verordnung, die es ihm erlaubte, Ries in die Sahara in ein siedendheißes Kloster zu verbannen und dazu zu verdonnern, in der Gesellschaft von Sandflöhen an einem Wadi Wassermelonen anzubauen?
Der Kardinal stapfte in das Büro des Monsignore und setzte sich grimmig auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch. Er blickte ungeduldig auf seine Armbanduhr. Der Monsignore müßte gleich kommen. Also holte der Kardinal die Zeugnisse der Anklage aus der Aktentasche hervor und legte sie fein säuberlich geordnet auf den Tisch: links die Mappen, rechts die Zeitungen. Das Tribunal konnte beginnen. Er schaute aus dem Fenster hinüber zum Petersdom. Die Erhabenheit der Basilika besänftigte seinen Zorn. Und schon verirrte sich der Anflug eines Lächelns in sein mürrisches Gesicht. Dieser Anblick entschädigte für vieles. Der Kardinal hatte nicht die geringste Ahnung, warum es hieß, daß man durch ein Schlüsselloch auf der Piazza dei Cavalieri di Malta die beste Aussicht auf den Petersdom hatte. Dort lag die traumhafte Magistralvilla des Malteserordens, wo man sich vermutlich werweißwas darauf einbildete, daß sie sich auch noch auf dem Aventin befand, einem der sieben Hügel Roms. Das war alles nicht mehr schön, mißbilligte Bruno den allgemeinen Tenor zum besten Blick auf das heiligste Gebäude der katholischen Kirche, sondern nur noch erbärmlich kitschig.
Eigentlich konnte er mit dem zufrieden sein, was er im Leben erreicht hatte. Ein Sohn kalabrischer Bauern geht nach Rom, wird Kardinal und wacht über die katholische Welt. Ja, er könnte wirklich hochzufrieden sein. Aber statt dessen war er in diesem Moment sauer, einfach nur sauer. In ihm wuchs die Unruhe: allmählich sollte der Monsignore eintreffen. Auf dem Tisch stand eine Flasche Bourbon. Auch typisch für Ries. Mehr Privatdetektiv als Kirchenermittler. Bruno seufzte. Es war nicht immer einfach als Präfekt der Glaubenskongregation. Und so griff er nach der Flasche, goß sich ein Glas ein und prostete dem Petersdom zu. Der Bourbon brannte in der Kehle, der Kardinal hustete. Die Tür öffnete sich, und Monsignore Ries trat ein.
„Daß du immer noch dieses flüssige Plutonium trinkst!“ maulte Bruno und verzog das Gesicht.
Ries setzte sich bedächtig, nahm die Flasche, füllte ein Glas und trank einen Schluck. „Ich weiß gar nicht, was du hast, Bruno“, erwiderte er und zuckte mit den Schultern.
„Der Bourbon ist nach einem alten Familienrezept französischer Atomphysiker gebrannt und stammt aus einem kleinen Kernkraftwerk an der Loire.“
„Mein Sekretär hat mir berichtet, daß du wieder zurückgekehrt bist“, sprach der Kardinal lächelnd und mußte sich zusammenreißen. Am liebsten hätte er Ries angebrüllt und ihn dabei links und rechts geohrfeigt. „Ich habe mir gedacht, ich schaue einfach mal kurz vorbei, um dich zu begrüßen.“ Der Monsignore wunderte sich, daß ihn der Kardinal in seinem Büro aufsuchte. Es mußte wohl mit der Reise zu tun haben, von der er gerade zurückgekehrt war. „Ich nehme an, du möchtest wissen, wie es in Ecuador war.“
Ja, genau das wollte Bruno wissen – und zwar so schnell wie möglich. Irgend etwas war dort aus dem Ruder gelaufen. Eben eine dieser Geschichten, in die der Monsignore ständig schlitterte. Der Kardinal verspürte immer noch den Drang in sich, Ries in die Wüste zu verfrachten, wo er sich die Behausung mit Schlangen und Skorpionen teilen mußte. Bruno trank einen Schluck und hustete. Dieser verfluchte Bourbon! Konnte Ries nicht Rotwein trinken wie alle anderen Geistlichen auch? Der Kardinal hatte den Monsignore nach Ecuador geschickt, um ihn untersuchen zu lassen, ob der Erzbischof von Quito durch korrupte Geschäfte reich geworden war. Dabei erlegte Bruno seinem Ermittler Ries auf, maßvoll aufzutreten und für kein Aufsehen zu sorgen. In den letzten Jahren hatten zahlreiche Skandale das Ansehen der Kirche ruiniert. Viel zu viele widerliche Priester hatten ihren abscheulichen Neigungen freien Lauf gelassen. Dem Präfekten war nur zu bewußt, daß die vollständige Implosion der katholischen Kirche drohte, wenn sich herausstellte, daß der Mißbrauch noch viel größer wäre als bisher bekannt. Das bedeutete auch, daß jegliche schlechte Presse zu vermeiden war. Das Ansehen durfte nicht noch mehr leiden. Unter keinen Umständen! Auf gar keinen Fall! Niemals!
„Hast du deinen Auftrag erfüllt?“ fragte Bruno innerlich brodelnd, aber nach außen die Ruhe eines sommerlichen Weizenfeldes ausstrahlend.
„Ich denke, du kannst mit mir zufrieden sein“, behauptete Ries, um erst einmal Zeit zu gewinnen. Er konnte noch nicht genau einschätzen, worauf diese Fragerei hinauslief. „Kann ich das?“ säuselte Bruno.
„Nun ja, gewisse Kollateralschäden lassen sich natürlich nicht immer vermeiden“, kramte Ries vorsorglich eine Binsenweisheit aus dem Phrasenbaukasten hervor. Es schien ihm, als würde Bruno irgend etwas beunruhigen.
„Aber in diesem Fall dürften sie unbedeutend sein, denn wer interessiert sich schon dafür, was sich in einem Land wie Ecuador ereignet?“
Der Monsignore legte das unschuldigste Lächeln auf, das er in seinem Repertoire hatte. Bruno sprang erregt auf, riß eine Zeitung vom rechten Stapel neben sich und schlug mit der Hand auf das Titelblatt.
„Die New York Times zum Beispiel!“
„Zwei Kirchenfäuste und ein Hallelujah“, prangte da in fetten Druckbuchstaben. Ries kam die Schlagzeile so riesig vor, daß man sie aus dem Weltall hätte sehen können.
„Nun ja“, stammelte er.
„Die Times hat darüber berichtet, daß du sämtliche Behörden verprellt und eine Regierungskrise ausgelöst hast“, fuhr ihn Bruno an. Wütend schleuderte er die Zeitung auf den Schreibtisch und warf Ries einen bitterbösen Blick zu. Der Monsignore war zunächst einmal erleichtert. Sicher, das klingt nicht nach dem, was sich ein Präfekt der Glaubenskongregation wünscht, dachte er. Doch die Presse schreibt nun einmal so ein Zeug. Und wenn Bruno lediglich wußte, was in den Zeitungen stand, hätte er gute Aussichten, noch einmal mit einem blauen Auge davonzukommen.
„Zugegeben“, räumte Ries ein, „das ist nicht ganz schmeichelhaft, aber sieh es einmal von der guten Seite: Die Überschrift hätte auch schlimmer ausfallen können.“
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