"Der neue Gedichtband von Regina Jarisch ist zu empfehlen, denn diese Poesie lädt ein, sich aus ihrem Vorrat etwas Eigenes zurechtzumachen. In ihrem Lyrikband »Herzflug« von 2020 verband Regina Jarisch ihre Gedichte mit Zeichnungen des Thüringer Künstlers Jost Heyder und mit dem sich durch die Winde schwingenden Ikarus, dessen zeitlose Träume sie mit »flieg stolzer künder« retten möchte. Vier Jahre fordert sie nun mit Lebensmut: »tatsächlich tanzen«. Dazu gibt es acht Fotos von der mit ihr befreundeten Thüringer Künstlerin Gudrun Wiesmann, sie schaffen besondere, nachdenkliche Blicke auf die Texte von Jarisch ... In Regina Jarischs Gedichten schwebt zwischen den Menschen, in wundersam erdachten, aus der Fantasie zugeflogenen Wörtern ein verbindendes Wortklangnetz." Peter Arlt, neues deutschland
"im spätsommer sind wir / aufgetaut im zärtlichen / zueinander, fängt Jarisch zum Beispiel so einen Moment ein im Gedicht „wir sind“. Einem Gedicht, das gerade in seiner lakonischen Dichte zeigt, wie das Erstaunliche unseres Daseins sich in einem Moment, einem Gedanken, einem Verwundern darüber zeigt, was uns da passiert ... Es sind Gedichte aus dem Leben, die Regina Jarisch hier gesammelt hat. Aus ihrem eigenen Leben. Komprimierte Augenblicks-Notate, die in ihre Lakonie die Poesie eines menschlichen Daseins sichtbar machen. Auch mit all den Verlusten ... Märchen oder Wirklichkeit? Oder nur die schöne Fähigkeit, das Besondere in unserem Leben noch wahrzunehmen, zu sehen, in Worte zu fassen? Selbst dann noch, wenn die Trauer unser Herz kaputt macht ... Ein Gedichtband für alle, die sich wieder erden wollen im eigenen Leben. Und in der Gewissheit, dass jeder Tag ei Geschenk ist, bemerkenswert im reinen, poetischen Sinn." Ralf Julke, L-IZ
"In den Gedichten spielt Regina Jarisch mit Gegensätzen. Widerstand als Lebenshaltung zieht sich durch ihre Arbeiten. Sie denkt in unsicheren Zeiten ohne Angst über Menschen und Gesellschaft nach, spricht – auf eigene Weise – laut aus, flieht nicht ins wohlgeordnete Schneckenhaus und fragt nach, nach dem 'tatsächlich oder'. Bedrohungen angesichts der politischen Weltlage formuliert sie in 'schafe tanzen nicht' oder auch in 'gegen zwölf'
…in welche richtung die
zeiger zeigen die wölfe tanzen
wäre zu prüfen…
Die Lyrikerin nimmt das Wort beim Wort, so im Gedicht 'stich':
das wort wirft sich
gegen die gespenster
fürchtet belang losen klang
pielt in sätzen mit blinden
flecken und sticht ins nest…
Sie thematisiert auch den Verfall der Sprache und den alltäglich gewordenen Raubbau am Wort. Leichter gefasst sind Gedichte unter dem Motto ‚großformat‘ mit Beobachtungenzum Beispiel in Städtenoder auch im Teil ‚funken fliegen fallen‘. Hier spürt sie – eher leise – der Liebe in all ihren Formen nach, von der Verliebtheit bis hin zur Brüchigkeit menschlicher Beziehungen. Vielleicht hören wir einen Aufruf zum Tanzen?" Iris Kerstin Geisler (Lauter Literatur)
Zur Rezension