Prosaminiaturen. Mit Zeichnungen von Käthe Bauer
Kurze und eigenwillige Texte zwischen Leichtigkeit und Gewicht, melancholischer Betrachtung und skurrilem Humor. Scharfe Analyse und liebevoller Blick zugleich. Immer im Auge behaltend, daß Leben Detail ist, was beachtet werden will, soll das Ganze gelingen.
Ilona Schlott: geb. 1953, Studium der Germanistik und Slawistik, Gesangstudium, Konzerte mit eigenen Texten
und Liedern, Rundfunk- und Fernseproduktionen, Gastspiele mit Jiddischen Liedern in Polen,
der Schweiz und den USA, lebt und arbeitet in Leipzig
Mit offenen Augen und Freude am Selber-Sein: Ilona Schlotts "Steißvogel"
Ralf Julke, L-IZ
⇒ www.l-iz.de/Bildung/Bücher/2010/03/Ilona-Schlott-Steissvogel.html
Leseprobe:
Wenn die Dinge nicht mehr zu mir SPRECHEN, werd ich stumm.
Wie traurig.
Wenn die Leute mit mir reden, kann ich schweigen.
Wie angenehm.
* * *
Wie es mir geht, fragst du, und schielst nach meinem schiefen Hut.
Es geht mir gut, sag ich, und rede in den Wind, NUR VERS NUR KIND, das Nashorn auf der Hand verschafft den Zutritt mir ins Narrenhaus der Liebe.
* * *
Die Bäume und die Vögel – die haben nichts erfunden. Sie stehen und wiegen, sie fliegen Runden, Stunden sind nichts als Ast und Nest und Wind und Wurm, und manchmal Melodie.
Wir – haben die FALLE erfunden. Wir fangen den Vogel, fällen den Baum, entfachen das Feuer, verwenden die Pfanne, verbrennen uns die Finger. Wofür? Das ist die Frage der Intelligenz.