Gesänge der Seele, die sich freut, auf dem Weg der Entäußerung den hohen Stand der Vollkommenheit, die Einigung mit Gott erreicht zu haben.
Zweisprachig. Übertragen und kommentiert von Viktor Kalinke. Mit Radierungen von Michael Triegel
Juan de la Cruz (1542 - 1591) studierte in Salamanca Philosophie, Theologie und Dichtkunst. Er gründete mit Teresa von Avila mehrere Reformklöster des Karmeliterordens. Verfolgt von der Kurie, wurde er neun Monate bis zur gelungenen Flucht gefangengehalten und bestialisch gequält. Seine Visionen aus dieser Zeit sind in die "Dunkle Nacht" eingeflossen. 1726 wurde er durch Benedikt XIII. heiliggesprochen.
Der Kommentar des Nachdichters stellt den Text von Juan de la Cruz sowohl in den Zusammenhang der christlichen Enthaltsamkeitsdebatte als auch deren innerer Widersprüche, von denen die Säkularisierung ihren Ausgangspunkt nahm.
Dieses Buch ist auch in einer auf 20 Exemplare limitierten Sonderausgabe mit Originalradierung und Pergamentrücken erschienen (nur noch bei Kunstsammlern erhältlich, nicht beim Verlag).
Link zu Michael Triegel:
l-lv.de/galerie/triegel.htm
Leseprobe:
La noche oscura
En una noche oscura,
con ansias, en amores inflamada,
oh dichosa ventura!,
sali sin ser notada,
estando ya mi casa sosegada.
A escuras, y segura
por la secreta escala, diffrazsada,
oh dichosa ventura!,
a escuras y en celada,
estando ya mi casa sosegada.
Dunkle Nacht
In einer dunklen Nacht,
von Liebesverlangen entflammt,
o glückliches Geschick!,
verließ ich, unbemerkt
mein Haus, das nun zur Ruhe kam.
Im Dunkeln ging ich, sicher,
verkleidet, über geheime Stufen,
o glückliches Geschick!,
im Dunkeln, im Verborgnen
lag mein Haus, das nun zur Ruhe kam.