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Zhuangzi & Wittschier, Michael: Auf dem Weg ins südliche Blütenland - eBook
Zhuangzi & Wittschier, Michael: Auf dem Weg ins südliche Blütenland - eBook
bücher für klein und groß
Mit Illustrationen von Michael Wittschier
Übersetzung der Passagen aus dem Buch Zhuangzi: Viktor Kalinke
eBook - sofort herunterladen
Die hier erzählte Geschichte verwebt Situationen aus der zweiten Lebenshälfte des altchinesischen Denkers Zhuangzi, der in im 4. Jahrhundert v.u.Z. gelebt hat, mit seinen „wilden Worten der Weisheit“ aus seinem gleichnamigen Werk Zhuangzi, das in lebendigen Bildern, Dialogen und Gleichnissen die von Laozi (Laotse) begründete Lehre des Daoismus entfaltet. Dabei kreist jedes Kapitel um einen thematischen Schwerpunkt, zum Beispiel um die Frage nach dem guten Handeln oder dem Wirken in den Dingen, dem Dao. Die Lebensgeschichte von Meister Zhuang vermittelt die ganze Bandbreite der eng mit der Natur und den Lebensgewohnheiten der Menschen verbundenen daoistischen Weisheitslehre. Zhuangzi's Gedanken leuchten bis heute in den Herz-Geist der Menschen und bieten auch auf aktuelle Fragen überraschende Antworten. Das Buch bietet einen leichten Zugang zu Zhuangzi's Philosophie und öffnet Türen für die weitere, vertiefte Beschäftigung mit dem Daoismus. Das Buch ist illustriert mit zahlreichen Zeichnungen aus der Hand von Michael Wittschier.
„Zhuangzi war ein Mann aus Meng (heutiges Anhui), sein Rufname war Zhou. Er bekleidete in Meng ein Amt im Lackgarten (Qiyuan) und war ein Zeitgenosse von König Hui von Liang (r. 369-335) und König Xuan von Qi (r. 369-301). Es gab kein Gebiet, auf dem er sich nicht auskannte, in der Hauptsache aber berief er sich auf die Sprüche von Laozi. So schrieb er ein Buch mit mehr als 100’000 Wörtern, die überwiegend Gleichnisse darstellen. Er verfaßte »Der alte Fischer, »Räuber Zhi«und »Kisten aufbrechen«, um die Anhänger des Konfuzius zu bespötteln und die Lehre von Laozi zu erläutern. Die »Ödnis von Weilei« und »Kangsangzi«gehören zu den erfundenen Geschichten ohne Bezug zur Wirklichkeit. Er war ein begnadeter Dichter und Wortkünstler, schilderte Tatsachen und entdeckte Zusammenhänge; all dies nutzte er, um die Konfuzianer und Mohisten bloßzustellen, selbst die größten Gelehrten seiner Zeit vermochten es nicht, ihn zu widerlegen. Die Worte flossen und sprudelten aus ihm hervor und trafen unvermittelt den Kern. Daher gelang es weder den Königen und Fürsten noch sonstigen großen Männern, ihn an sich zu binden. Als König Wei von Chu von der Begabung Zhuangzis hörte, entsandte er einen Boten mit reichen Geschenken, um ihn als Minister [an den Hof] zu locken. Zhuangzi lächelte und sprach zu dem Boten von Chu: »Tausend Goldstücke, welch hohes Gehalt; ein Ministerposten, welch eine Ehre! Bist du der einzige, der noch kein Opferrind draußen vor der Stadt gesehen hat? Man mästet es erst einmal, dann werden ihm mit Ornamenten bestickte [Decken] übergeworfen, um es ins Innere des Tempels zu führen, da kann es sich noch sehr sehr wünschen, sich in ein einsames Ferkelchen zu verwandeln – wird man ihm dies gewähren? Verschwinde, aber flott, und besudele mich nicht! Ich streife lieber friedlich umher und wälze mich in einer ekelhaft stinkenden Schlammpfütze, als mich von den Gepflogenheiten am Hofe an den Zaum legen zu lassen; bis ans Lebensende werde ich kein Amt bekleiden, sondern meinem Willen folgen.«“
Michael Wittschier: geb. 1953 in Köln, lebt seit 1980 mit seiner Familie im Bergischen Land und war dort Lehrer für die Fächer Deutsch und Philosophie, außerdem war er als Fachleiter am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung in Engelskirchen tätig, und als Didaktik-Dozent an der Universität zu Köln, gleichzeitig arbeitete er als Künstler und Autor. Seine Einführung in das philosophische Denken Abenteuer Philosophie entwickelte sich zu einem Longseller, der mehrfach ins Koreanische übersetzt wurde. In den letzten zwanzig Jahren schrieb er unter anderem mehrere Methodenbücher für Lehrer/-innen mit einer Fülle von praktischen Anregungen für den Philosophieunterricht und eine rheinisch eingefärbte Liebeserklärung an das Leben: QUASI. 2023 erschien sein Buch DAO DE COLONIA – Das Kölsche Grundgesetz und sein daoistisches Geheimnis.
Zur Homepage des Autors und Künstlers
Zhuang Zhou [ Michael Wittschier
Auf dem Weg ins südliche Blütenland
Unterwegs mit dem altchinesischen Denker Zhuangzi
Eine daoistische Erzählung
1. Die Boten
„Zhuang Zi! Meister Zhuang!“ Jäh wurde der Denker Zhuang Zhou durch die Rufe des Gärtnerjungen aus einem verwirrenden Schmetterlingstraum geweckt.
Er zog ihn am Ärmel und sagte: „Schnell, Meister Zhuang, zwei Boten des Königs Wei aus Chu wollen euch sprechen, und zwar sofort.“ „Mich? Aber warum das denn?“, wunderte sich Zhuang Zhou und bewegte sich im Schatten der großen Lackbäume in Richtung Haupttor.
Obwohl er schon über vierzig Jahre alt war, hatte er noch die Statur und den Schritt eines jungen Mannes. Seine hellen, wachen Augen musterten im Vorübergehen den Zustand von Weg und Garten, aber mit seinen Gedanken war er bei König Wei. Was konnte der nur von ihm wollen? Hatte sich jemand über seine Arbeit als Aufseher des Lackgartens Quiyuan oder über seine Lehrtätigkeit beschwert? Oder sollte er schon wieder mit einem Ministeramt bestochen werden? Bis zu seinem Lebensende würde er kein Amt am Hofe bekleiden und sich damit selbst in Fesseln legen!
Schon von Weitem erkannte Zhuang Zi die Standarte des Königs, die einer der beiden Reiter mit seiner Hand umfasste: zwei tanzende, goldene Drachen auf rotem Grund bewegten sich langsam im Wind. Die schwarzen Lackstiefel der Reiter glänzten in der Sonne.
Als er sich den Boten bis auf zehn Schritte genähert hatte, nahm er seinen Gärtnerhut vom Kopf, legte ihn auf eine Bank und machte dem Jungen ein Zeichen, Hafer und Wasser für die schweißnassen Pferde zu holen. Die sommerliche Hitze im Jahr des Drachen hatte ihnen doch stark zugesetzt. Dann verbeugte er sich langsam mit übereinander gelegten Händen vor den beiden Reitern.
In dieser Haltung verharrend, hörte er den älteren der beiden sagen: „Der König von Chu entsendet euch mit dem gebührenden Respekt seine Grüße und möchte euch die Regierung seines Reiches anvertrauen.“ Zhuang Zi hätte diesen Satz am liebsten gar nicht verstanden. Und einen kurzen einen Moment lang war er versucht sich auf die Schenkel zu klopfen und laut tschilpend wie ein Spatz herumzuhüpfen. Aber stattdessen sagte er, ohne den Kopf zu heben: „Man hat mir von einer heiligen Schildkröte [17.11] erzählt, die schon vor 3000 Jahren gestorben ist und jetzt in kostbare Seidentücher gehüllt in einem Schrein im großen Xia-Tempel in Xichuan verehrt wird.“
Beide Reiter nickten bestätigend, und der jüngere, ein Mann mit ernstem Gesicht, fragte: „Und was will er unserem König damit sagen, Meister Zhuang?“
„Ich frage mich“, sagte Zhuang Zhou langsam, aber bestimmt, „ob diese Schildkröte nicht lieber noch am Leben wäre und ihren Schwanz durch den Schlamm ziehen würde?“
Der ältere der beiden Boten, ein kampferfahrener Krieger mit vielen Narben im Gesicht, antwortete: „Natürlich würde die Schildkröte lieber noch leben und ihren Schwanz durch den Schlamm ziehen als tot im Schrein zu liegen. Das versteht sich doch von selbst.“
Zhuang Zi konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken, sagte dann aber mit ernster Stimme: „Dann kennt ihr schon meine Antwort auf die Anfrage unseres hochverehrten Herrschers und Gebieters.“
Als Lin Ju mit Wasser und Hafer zurückkam, waren die beiden Reiter verschwunden. Der Meister und sein Gehilfe konnten ihre Umrisse nur noch in der Staubwolke erahnen, die sie hinter sich herzogen.
Schon bevor Zhuang Zi zu Hause ankam, hatte seine Frau die Nachricht erreicht, dass er die Boten des Königs unverrichteter Dinge weggeschickt hatte. Und so wunderte er sich auch nicht darüber, dass sie ihn mit einem Vorwurf begrüßte: „Hast du dich schon wieder geweigert, dem König von Chu als Minister zu dienen?! Du weißt doch, wie dringend wir Geld brauchen, und selbst wenn es nur ein paar Kupfermünzen ‚Ameisen-Nasengeld‘ sind!“
Zhuang Zi wusch sich in aller Ruhe die Hände und rieb sie dann mit einer Salbe gegen Lackvergiftung ein, bevor er ihr antwortete: „Ich weiß, wir sind arm, aber nicht bedauernswert, meine strahlende Schönheit, Meiming Meili.“ [20.6]
„Du mit deinen Weisheiten“, entgegnete sie ärgerlich, „davon werden die Hühner in unserem Suppentopf auch nicht fetter! Und unsere beiden Kinder, Yen, die Schöne, und Yema, Wildes Pferd, freuen sich über jede noch so kleine Unterstützung, auch wenn sie nicht mehr bei uns wohnen.“
Zhuang Zi dreht sich langsam zu seiner Frau und sagte dann ruhig und bestimmt: „Lieber bin ich tot als ein Sklave des Königs. Solange ich atme, werde ich nur meinem Willen folgen und mich nicht den Riten und Ritualen am Hof unterwerfen.“
„Du verlierst noch dein Amt als Aufseher im Lackgarten!“, jammerte Meiming Meili und hob den Deckel vom Kochtopf. Der Duft eines Hühnchens in Senfsoße stieg Zhuang Zi in die Nase und erinnerte ihn daran, dass er seit dem Aufstehen nichts mehr gegessen hatte.
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