Testhandbuch des Verfahrens "Konfliktverhalten situativ" (KV-S)
Erweiterte Ausgabe unter Berücksichtigung von ICD-11 und DSM-5 AM
Einsatzbereich:
Der Fragebogen «Konfliktverhalten situativ» (KV-S) dient zur Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen bzw. Persönlichkeitsauffälligkeiten bei Heranwachsenden und Erwachsenen. Erfasst werden Ressourcen und Defiziten im Umgang mit sozialen Konfliktsituationen. Der Fragebogen eignet sich zur Entwicklung therapeutischer Strategien, zur legalprognostischen Begutachtung und zur Evaluation der Wirkung von Therapieangeboten und sozialer Unterstützung.
Inhalt:
Dem situativen Ansatz zufolge wird die Person nicht isoliert im situationsfreien Raum betrachtet, sondern im Kontext ihrer sozialen Bezüge. Der Fragebogen untersucht siebzehn Persönlichkeitsmerkmale in sechs verschiedenen Konfliktsituationen. Von Persönlichkeitsauffälligkeiten oder -störungen sollte erst dann die Rede sein, wenn bestimmte Problemlösungsmuster in mehreren Situationen auftreten. Es genügt nicht, nur allgemein zu fragen, welche Persönlichkeitsmerkmale eine Person bei sich beobachtet. Vielmehr ist die systematische Exploration zum Verhalten in unterschiedlichen sozialen Situationen der Kern der diagnostischen Strategie zur Feststellung von Persönlichkeitsauffälligkeiten. Zugleich wird damit eine faire Einschätzung der Persönlichkeit möglich, in die nicht nur Defizite, sondern auch Ressourcen einbezogen werden. In der überarbeiteten und erweiterten Neuauflage beinhaltet die Auswertung sowohl Profile der klassischen Persönlichkeitsstörungen nach ICD-10 (F60) als auch Kennwerte einer Persönlichkeitsstörung nach ICD-11 (6D10, 6D11) und DSM-5 AM. Anhand ipsativer Stärken-Schwächen-Werte können Verfälschungstendenzen minimiert werden. Insgesamt ermöglicht der Fragebogen eine ausgewogene Statusdiagnose und Veränderungsmessung.
Befragung und Auswertung können mit Hilfe des Programms THERAPLAN vereinfacht werden. In THERAPLAN steht der Fragebogen außer auf Deutsch in den Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Russisch, Polnisch, Türkisch, Arabisch, Farsi und Vietnamesisch zur Verfügung.
Zuverlässigkeit:
Die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) liegt bei .93 für die Gesamtstichprobe (N=2590). Die Retest-Reliabilität nach sechs Monaten beträgt .78 für den Gesamtwert des Tests und .79 für die „Schwere der Persönlichkeitsstörung“ nach ICD-11. Trennschärfen, Itemschwierigkeiten und die faktorielle Struktur des Fragebogens wurden geprüft.
Gültigkeit:
Die Validierung des Fragebogens erfolgte an Stichproben unauffälliger Jugendlicher und Erwachsener sowie inhaftierter und entlassener Straftäter aller Alters- und Deliktgruppen, insbesondere Gewalt- und Sexualtäter. Zwischen den Milieus zeigte der KV-S signifikante Unterschiede. Darüber hinaus wurde der Zusammenhang zu soziologisch-kriminologischen Kriterien, die Ähnlichkeit zu Verfahren (z.B. PSSI, IPDE, FPI), psychologischen Variablen (z.B. Intelligenz, Kohärenzsinn, Ärgerverarbeitung) sowie Zusammenhänge zur Legal- und Sozialprognose (z.B. LSI-R, Static-99, SIHB, GLM) erforscht.
Normen:
Es liegen T-Werte differenziert nach Geschlecht, Unterbringung und Deliktgruppen vor. Insbesondere ist für Straftäter auch der Vergleich mit nichtdelinquenten Stichproben möglich. Darüber hinaus lassen sich Therapieeffekte anhand von Veränderungsnormen für die einzelnen Untergruppen auf ihre Signifikanz bewerten.
Ergänzungsband:
Datenblätter. Ergebnisse der Test-Analyse und Validierung des Fragebogens KV-S - open access (kann gratis angefordert werden)
ISBN 3-934015-36-0
"Neu an diesem Fragebogen ist der konsequente Situationsbezug.” Prof. Dr. Jürgen Guthke, Universität Leipzig
"Der Fragebogen zum situativen Konfliktverhalten (KV-S) erscheint als Selbstauskunftsbogen, der ohne große Verfälschungstendenzen angewandt werden kann. Der Fragebogen zeichnet sich dadurch aus, daß er nicht nur – wie viele klinische Fragebögen – Defizite, sondern auch Ressourcen erfaßt. Darüber hinaus erscheint er ausreichend sensibel, um Änderungen im Verlauf eines Prozesses zu erfassen, und dürfte somit eine ökonomisch anwendbare Bereicherung des Instrumentariums sein.” Prof. Dr. Norbert Nedopil, Universität München
"Der Fragebogen wurde im Hinblick auf die Testgütekriterien geprüft und hat sich als brauchbares Meßinstrument erwiesen.” Prof. Dr. Thomas Fabian, HTWK Leipzig
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