Gedichte, zweisprachig. Aus dem Usbekischen von Jakob Taube
Subtil und schemenhaft, dunkel und in leuchtenden Farben spiegelt sich die usbekische Welt in den Texten Bahrom Ro’zimuhammads. Entstanden in den Jahren 1989 und 1994, sprechen sie von der Trostlosigkeit des realexistierenden Sozialismus und den Verwerfungen der postsowjetischen Zeit. Trost und Orientierung findet der Dichter in älteren Epochen, in der sufischen Tradition seiner Heimat. Zwischen Gegenwart und Mystik, zwischen Banalität und Spiritualität sucht er seinen Weg. Dieser Band stellt den Dichter erstmals im deutschsprachigen Raum vor.
„Ich denke, daß wir weder Verehrer des Ostens noch Verehrer des Westens sind. Die Phantasie des Gedichts ist verborgen. Vielleicht kann der Mensch in seinen Träumen nicht zur Freiheit gelangen. Wenn man aber empfindet, daß man beim Schreiben oder Lesen eines Gedichts die Erde zum Teufel schicken oder sich eine Jenseitsreise erlauben kann, ist es genug.“ (Bahrom Ro’zimuhammad)
Die hintersinnigen Gedichte eines usbekischen Dichters: Ich habe mein Selbst vergessen
Rezension von Ralf Julike L-IZ
⇒ www.l-iz.de/Bildung/Bücher/2013/03/Hintersinnige-Gedichte-eines-usbekischen-Dichters-47084.html
Bahrom Ro’zimuhammad: geb. 1961 in einem Dorf der Provinz Chorezm, Journalismusstudium an der Universität Taschkent, Redakteur für Zeitungen, Zeitschriften und Buchverlage. Gedichtbände: Lautloser Schritt (1987), Stern nah der Pappel (1989), Zwei Lichtstrahlen (1994), Dew Saman (1995), Grenzen des Tages (1999) und Gespräch der Schatten (2006). Übersetzungen von Gedichten von Hans Magnus Enzensberger, Ursula Krechel und Marica Bodro¸i? ins Usbekische.
Jakob Taube: geb. 1961 in Leipzig, studierte in Ost-Berlin, Halle und Taschkent usbekische und persische Sprache und orientalische Archäologie, promovierte 1990 an der Universität Halle-Wittenberg.
Leseprobe:
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DES MENSCHEN ABENTEUER
Ich bin eine seltsame frucht
vom Baum der Einsamkeit gerissene frucht
Nein ich bin nicht zur erde gefallen
die erde wurde erhoben zu mir
und von meinem zweig gerissen wurde ich ganz leicht
Ein grell-gelber affe war
mit der weißen fee im gespräch
die fee mit ihrem finger
wies immerzu zum himmel
kichernd lachte der affe
die fee wieder und wieder
streckte zum himmel den finger
den bauch sich haltend lachte laut der affe
die fee zum dritten male
sprach ernst auf den affen ein
der affe unsicher geworden
schaute zu mir
und in jenem moment
wurde ich jäh vom Baum der Einsamkeit gerissen
der worte zarter wind – zack riss er mich ab
Bin eine seltsame frucht
vom Baum der Einsamkeit eine frucht
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AM HEILIGTUM
Am heiligtum
gräber grüfte groß und klein
verschiedenen zielen so nahebei
auf aschfarbnem blatt
wie saphir brennend
stehen glänzend ölweiden
Euer weißes tuch
gebt dem wehenden hauch
soll er sich mühen das tuch zu entfalten
das haar euch lösen soll er nicht
Knackend werden gepflückt
wohltaten des herbstes
Maschrab reicht Euch eine handvoll früchte
vollkommen unbekümmert um des heiligen grab.