Gedichte. Aus dem Russischen von Walter Thümler
Gennadij Ajgi gruppiert seine Gedichte wie Mosaiksteine zu einem Buch, das nie abgeschlossen sein wird. Von realitätsnaher, tschuwaschischer Volksdichtung kommend, hat sich Ajgis Bildsprache verdichtet und legt nunmehr Zeugnis ab von mystischer Offenheit gegenüber der inneren Wirklichkeit. Ajgi hat sich ganz der Poesie verschrieben, der 'Literatur‘ und dem Literaturbetrieb gegenüber ist er gleichgültig - "ein Mallarmé von der Wolga" (Antoine Vitez).
"Die ureigenste Stimme der zeitgenössischen russischen Poesie und eine der ungewöhnlichsten in der Welt." Jacques Roubaud
"Gennadij Ajgi gilt das dunkle Wort als Vertrauensbeweis an den schöpferischen Menschen, und Ajgi erkennt in ihm ... tiefste Wurzeln der Ethik und Ästhetik." Felix Philipp Ingold
"Die goldene Reihe der russischen Poesie betreffend, erwähnte ich drei Namen: Mandelstam, Pasternak und Ajgi ... diese drei Stimmen sind für mich die innovativsten und ursprünglichsten." Bei Dao
Gennadij Ajgis spröde Gedichte: Immer anders auf die Erde
Ralf Julke, L-IZ
⇒ www.l-iz.de/Bildung/Bücher/2009/11/Gennadij-Ajgis-sproede-Gedichte-Immer-anders-auf-die-Erde.html
Gennadij Ajgi: geb. 1934 in Tschuwaschien, Studium am Maxim-Gorki-Institut, 1961 bis 1971 Archivar im Staatlichen Majakowski-Museum, seitdem freischaffend, gest. 2006 in Moskau.
Leseprobe:
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1965
STERNE: IN DEN PAUSEN DES SCHLAFS
und die kälte
ist wie in der kindheit – die reinheit! und gleichsam zerschnitten
und auch noch schmerz
von der sohle herauf! –
(und man muß – auch noch liegen) −
und die hangseite gibt es − als steile
der schlucht auf dem schlitten:
so kommen die kindlein zu gott! −
wie − im schmerz − treibt sie sie − ohne sie zu fassen:
und vermehrt sie in jenem feld das ganz und gar − des Himmels anfang! −
immerfort schöpfend − bei dem jagen! … −
ja um − im gestöber der selbstwerdung:
nicht zu voll-enden! …
1965
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1966
MORGEN – ZUR ZEIT DER KINDHEIT EINES ANDEREN
Dem Sohn Andrej
was bedeckst du? was läßt du zurück
o schatten! − wie im see:
im heißen
erwachenden
vielleicht − den sinn? … von dir umgeben
wie vom staub − einer gewissen wesentlichkeit? − vielleicht
einer dir selbst unbekannten? −
der seele − erschaffst du
die blindheit aus ihm? … −
oder bist du − eine gewisse gestalt die älter
als die limitierte erlaubnis
ein etwas zu sein − in der welt? −
und nun
durch die wonne
der kindheit hindurch:
schaut geheimnisvoll und wachsam − ihr vergängliches himmelslicht:
wie einst −
durch den urstaub der welt? …
1966