Urszula Kozioł

Urszula Koziołs Texte zeichnen sich durch eine vielschichtige, dichte Sprache aus. Ihre Lyrik kombiniert klare Bilder mit philosophischer Tiefe und existenziellen Fragen. In der deutschen Übersetzung von Peter Gehrisch bleibt diese Ausdruckskraft erhalten und bietet Zugang zu einer poetischen Welt, die sowohl persönlich als auch universell ist. Ihre Sprache ist oft nüchtern und zugleich sinnlich – sie regt zum Nachdenken an und fordert heraus. Jedes Wort ist sorgfältig gesetzt, mit einer starken Wirkung – oft leise, aber eindringlich. Koziołs Werke sind tief in den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts verwurzelt. Sie setzt sich mit Krieg, Nachkriegsgesellschaft, Frauenrollen, Alter und Identität auseinander. Kozioł zählt zu den wichtigsten Figuren der polnischen Nachkriegsliteratur. Ihre Gedichte spiegeln die gesellschaftlichen Spannungen im kommunistischen und postkommunistischen Polen und machen sie aus einer sehr persönlichen, oft weiblichen Perspektive erfahrbar – eine Perspektive, die auch für deutschsprachige Leserinnen und Leser von Bedeutung ist. Sie gab Frauen in einer von Männern dominierten Kulturlandschaft eine poetische Stimme. Viele ihrer Gedichte sprechen aus weiblicher Sicht über Selbstbehauptung, Körperlichkeit und gesellschaftliche Rollen. Seit den 1950er Jahren prägte Kozioł die polnische Literatur als Dichterin, Essayistin und Herausgeberin, lange Zeit als Redakteurin der renommierten Kulturzeitschrift Odra, in der sie sich für junge Autorinnen und Autoren einsetzte. Bernd Karwen vom Polnischen Institut Leipzig schreibt in seinem Nachruf:
"Die Lyrikerin, Dramatikerin und Schriftstellerin Urszula Kozioł (geb. 1931) ist am 20. Juli 2025 verstorben. Bis zuletzt war sie als Autorin aktiv, noch im vergangenen Jahr war sie für ihren Band „Raptularz“ (Skizzenbuch) mit dem renommierten Nike-Literaturpreis ausgezeichnet worden. Neben Gedichten verfasste sie Feuilletons und Dramen, bis 2022 war sie Redakteurin der Zeitschrift „Odra“ in Wrocław. Für ihr literarisches Werk erhielt sie zahlreiche weitere Preise, darunter den Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen, den Eichendorff-Literaturpreis und den Kościelski-Preis. Ihre Werke erschienen in den USA, Serbien, Frankreich und Italien. Bereits 1983 war im Verlag „Volk und Welt“ ein erster Gedichtband in deutscher Sprache erschienen, 1998 folgte ein weiterer. Texte Koziołs erschienen in deutscher Übersetzung in Anthologien und Zeitschriften, zuletzt veröffentlichte der Leipziger Literaturverlag 2007 ihren Gedichtband „Bittgesuche“ in der Übersetzung von Peter Gehrisch. Urszula Kozioł war auch im Polnischen Institut in Leipzig und im Leipziger Literaturverlag zu Gast. Die polnische Literatur hat eine starke weibliche Stimme verloren. In ihren Texten lebt die Autorin fort, welche in „Raptularz“ auf subtile Art über das Vergehen der Zeit, die Wichtigkeit des Augenblicks und die Liebe zum Leben schrieb, die für Kozioł aus der Tatsache hervorgeht, dass alles vergänglich und einmalig ist."
Im Leipziger Literaturverlag ist erschienen und nur noch in wenigen Exemplaren erhältlich: