Sektor 1 - Fotografie. Mit Texten von Andrea Seppi und Viktor Kalinke
In der Bildwelt Thomas Wolfs gehen die Schatten voran. Warm leuchtende Pflastersteine, im Mittag gleißender Asphalt, dumpfer Schnee. Durch die Umgebung seines Quartiers führten ihn die Streifzüge. Nicht die Orte, sondern das auf sie strahlende Licht, oder: die durch das Licht entstehenden Orte und grafischen Konstellationen, beobachtete er. Die Grenzen der für ihn richtigen Lichtbedingungen waren ihm eng gezogen, die Kamera mußte beweglich werden, erst recht der Auslöser Wolf. Spiegelung und Licht, das Gegenlicht, die lichtbedingte Umwandlung des Ortes sind die Themen seiner fotografischen Untersuchungen (Wolfnisse). Flächen sind solche zur Licht-Projektion, Räume ebenso. Selbst Gesichter können dazu werden. Die reinen Lichtquellen liegen immer mitten im Bild, sind aber stets abgedeckt, verstellt. Woher kommt das starke Interesse am Gegenlicht, am Widerlicht könnte man bei ihm schon sagen. Angesichts seiner experimentellen Serie von Selbstportraits mit abgehaltenem Blitz läßt sich seine Lust am Probieren erkennen, dem "Sehen, was passiert" bestimmter Konstellationen, das man eben nur im Tun herausbekommen kann. Viel tiefer als in die Augen des Portraitierten können wir so in das Auge der Kamera sehen. Der Dargestellte wird zu einem Darsteller. Ausdruck einer Verweigerung ebensosehr wie dem Interesse an mehrfachen spielerischen Möglichkeiten. Wieviel mal Abbild geht in ein Bild?
Thomas Wolf: geb. 1946, aufgewachsen in einer Unternehmerfamilie (Mineralölhandel), frühes Interesse für Musik, Chor, Klavier- und Klarinettenunterricht, Aufnahme an der Musikhochschule Leipzig auf Empfehlung von Prof. Schreinicke, vorzeitige Exmatrikulation, Aushilfe in der elterlichen Firma, Percussions-Instrumentebau für führende mitteleuropäische Klangkörper (Berliner Philharmonie, Salzburger Mozarteum, Gewandhaus Leipzig, Staatskapelle Dresden und Weimar), seit 1990 konzeptionelle Fotografie, Thomas Wolf starb am 9. 6. 2001 nach mehrmonatigem Krebsleiden
"Bekanntlich ist die Fotografie das Gegenteil des reinen, unschuldigen Blickes. Sie ist die "Feinabstimmung der im obscuren Vergleich mit dem menschlichen Auge zu Stärken umgedeuteten technischen Schwächen des Apparates", und als solche hat sie Thomas Wolf vermutlich als Medium gereizt. Im Fortschreiten mit seiner ureigenen Bewegung ergab sich in den Serien so etwas wie ein Takt als Zeitmaß für Belichtungen. Ihr Klang entwickelt eigene Dynamik. Wo ihn die Wolfnisse noch hingeführt hätten, das konnte niemand wissen, er selbst womöglich am wenigsten." Andrea Seppi
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