Gedichte, zweisprachig, 166 S.
„Das Mittelmeer, seine Städte, seine Landschaften, schwerer Lavendelduft, der gefangene Himmel zwischen den Bergen, Hängebrücken, alte Mythen – eine trügerische Idylle, in der vor kurzem schreckliche Kriege wüteten. Verica Tri?kovi? befreit ihre Heimat von der einseitigen Zeitungsaktualität und holt sie zurück in den Naturzustand. Nicht anders geht die Dichterin mit den Städten ihrer zweiten Heimat vor. Dresden mit seinen Jahres- und Tageszeiten, die Elbe, die Frauenkirche, die Augustusbrücke sind in ihren Gedichten wie neugeboren. Städte und Landschaften können nichts dafür, wie Menschen mit ihnen umgehen. Die Bitterkeit der Geschichte, der eigenen und der globalen, liegt woanders. Zum Beispiel heißt es beim Augenarztbesuch, das Sehvermögen habe »von den anstrengenden Umsiedlungen« nachgelassen. Aber das ist nicht wahr, die »anstrengenden Umsiedlungen« haben Verica Tri?kovi?s Auge nur geschärft. Es ist spannend, schön und ab und zu beschämend, durch dieses geschärfte Auge zu sehen.“ Olga Martynova und Oleg Jurjew
Verica Tri?kovi?: geb. 1961 in Nerav (Makedonien), lebt in Isernhagen bei Hannover.
Veröffentlichungen von Lyrik und Erzählungen in Literaturzeitschriften in Bosnien-Herzegowina, Deutschland, England, Kroatien, Makedonien, Montenegro, Österreich, Polen, der Schweiz und Serbien.
Drei Gedichtbände, zuletzt „Als rettete mich das Wort“, Leipziger Literaturverlag, 2011
„Diese Gedichte sind lyrische Impressionen, in deren Mitte ein nicht weiter charakterisierter, individueller Blick steht. Hier nähert sich die Dichterin gelegentlich auch – immer in der ihr eigenen gepflegten Kargheit – einer lautlichen Textgestaltung an. So werden etwa in der serbischen Fassung des Gedichts „Skadarsee“ („Skadarsko jezero“) die im Titel angestimmten Konsonanten „s“ und „k“ leitmotivartig im Gedicht wiederholt, was dem Landschaftsbild etwas Einheitliches und Abgeschlossenes verleiht. In der deutschen Fassung wird ein ähnlicher Eindruck durch die dominanten Zischlaute erreicht. Überhaupt zeigt sich über den gesamten Band hinweg, dass Verica Tri?kovi?, etwas paradox ausgedrückt, weniger in zwei unterschiedlichen Nationalsprachen dichtet als vielmehr in einer einheitlichen Dichtersprache, der sie ein deutsches und ein serbisches Gesicht verleiht. Verica Tri?kovi? ermöglicht damit einen Innenblick nicht nur in das Bewusstsein einer Frau aus einem andern Kulturraum, sondern auch in das dichterische Potential einer Sprachwelt, die Realität eines wachsenden Bevölkerungsanteils in Deutschland und der Welt ist.“ Robert Hodel, Hamburg
Leseprobe
Stadt Granada. Albaicin
Im Helllicht am Ufer von Río Darro
Den Bergrücken hinauf
Von schmalen Gassen verschluckt
Über das Pflaster deine Schritte ihr Hall
Bricht an weißen Wänden du lauschst
Den Reben in den Höfen
In Fenstergittern blühenden Geranien
Zypressen zeigen auf Alhambra
Du siehst von der Stadtmauer die Dächer
Sagst
Ein blauer Steinbruch - dieser Himmel
Granada. Albajsin
U svetlini dana na obali reke Daro
Uzgoricom
Od uskih sokaka progutan
Plo?nikom tvoji koraci njihov jek
Lomi se o bele zidove osluškuješ
?okote u dvorištima
U prozorskim rešetkama rascvetane geranije
Kiparisi pokazuju na Alhambru
Vidiš sa gradske zidine krovove
Ka¸eš
Plavi kamenolom – ovo nebo
Blaue Eisenbahn. Nacht
Die ganze Nacht hindurch stöhnt der Zug
Den ersten Berg hinauf
Bis er den Felsenrücken
hat erreicht
Dort bergen sich die Sterne
Vor dem ersten Tageslicht
Der Zug gleitet die Felsenkette hindurch
Unten der Fluss durch die Talflur
Versinkt taucht auf versinkt
Der Zug pfeift
Hält inne die Steinhalden schreien
Du hältst den Mund offen
Warme Felsklippen küssen deine Füße
Plava pruga. No?
Cele no?i stenje voz
Uz prvu planinu
Dok sti¸e na grbinu hridine
Na kameno izbre¸je mnogousto
Tamo se zvezde skrivaju
Pred prvom svetlosti dana
Voz klizi kroz krševit venac
Prodolom dole reka
Ponire izranja ponire
Voz zvi¸di voz hukti
Tihuje hukti obronci vrište
Otvaraš usta
Tople litice ljube stopala
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