Gedichte
Neunzehnhundertneunundneunzig. Auf der Flucht vor dem Kriegschaos im ehemaligen Jugoslawien und den Grausamkeiten der Nato-Bombardierung Serbiens kam Verica Trickovic mit zwei Kindern, drei Koffern und etwa dreißig Liebesgedichten nach Deutschland. Räumlich öffnete sich ihr die Welt, zugleich entzog sich ihr die Sprache. Die in diesem Band versammelten Gedichte sind Ausdruck des Versuchs, in der neuen Welt das Sprechen noch einmal zu lernen. In einer Sprache, in der auch die alten Bilder aufgehoben sind - die Bilder von Mohn- und Baumwollfeldern, Feigenbäumen und den kargen Landschaften des Mittelmeerraumes. Im Mittelpunkt aber steht der Mensch im steten Versuch seines Glücks. Die Gedichte sind teils Übersetzungen aus dem Serbischen, teils sind sie in deutscher Sprache entstanden.
Verica Trickovic: geboren 1961 in Nerav, Mazedonien, ist Dichterin, Herausgeberin und Übersetzerin. Sie zog nach dem Abitur innerhalb Jugoslawiens nach Serbien um und emigrierte 1999 während der Luftangriffe der NATO mit ihren zwei Kindern nach Deutschland, wo sie in Isernhagen bei Hannover lebt. Auf Serbisch erschienen sind ihre Gedichtbände Tražim deo neba, 2001, und Lokvanj i pelen, 2007. Nach den Gedichtbänden Als rettete mich das Wort, 2011, und Im Steinwald, 2016, beide zweisprachig Serbisch-Deutsch im Leipziger Literaturverlag erschienen, schreibt sie ausschließlich auf Deutsch. 2022 erschien im gutleut Verlag Frankfurt a. M. ihr Gedichtband um | schrift. Seit 2014 zahlreiche Übersetzungen deutschsprachiger Gegenwartslyrik. 2022 wurde Tričković mit einem Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds für die Übersetzung von Anja Utlers Gedichtband münden – entzüngeln ausgezeichnet, 2023 mit einem Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds für die Übersetzung von Kerstin Preiwuß Gedichtband Rede.