Wirkungen der ambulanten sozialtherapeutischen Nachsorge bei entlassenen Gewalt- und Sexualstraftätern
Dieses Buch beschäftigt sich mit der Frage, in welcher Weise und unter welchen Bedingungen sozialtherapeutische Nachsorge eine erfolgreiche Legalbewährung von Haftentlassenen unterstützen kann. Ausgehend von den Untersuchungen des Ehepaars Glueck und den Studien von Sampson und Laub, die den Grundstein für die Entwicklung der Desistance-Forschung legten, werden systemisch-familientherapeutische Konzepte für die entlassungsübergreifende Begleitung von Gewalt- und Sexualstraftätern entwickelt. Den Gegenstand der empirischen Evaluation bildet die sozialtherapeutische Nachsorge in Sachsen (N=871). Die Ergebnisse zeigen, dass sozialtherapeutische Nachsorge sowohl zur Verbesserung der Legalprognose als auch der Voraussetzungen für die soziale Integration der Teilnehmer beiträgt. Während die Probanden der Kontrollgruppe zu 24% aus einschlägigem Anlass wiederverurteilt und erneut inhaftiert wurden, wurden nur 4.4% der Nachsorgeteilnehmer aus einschlägigem Anlass erneut verurteilt. Darüber hinaus wirkte sich die Teilnahme an der sozialtherapeutischen Nachsorge positiv auf die Entwicklung psychosozialer Ressourcen aus. Langfristig waren kontrollierte Effekte der therapeutischen Nachsorge in Bezug auf den Suchtmittelkonsum, die Erwerbsarbeit, das Einkommen und den Umgang mit Geld, die Inanspruchnahme psychologischer Unterstützung sowie last not least das Verwirklichen persönlicher Ziele festzustellen.
Elisa Hendrich absolvierte eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Ergotherapeutin und ein Masterstudium der Soziologie mit den Ergänzungsfächern Sozialpädagogik und Erziehungswissenschaften, arbeitete als Sozialpädagogin beim Bildungswerk der sächsischen Wirtschaft sowie in der Jugendhilfeplanung.
Torsten Klemm ist approbierter Psychologischer Psychotherapeut und systemischer Familientherapeut, seit 2011 Leiter des Instituts für sozialtherapeutische Nachsorge und Resozialisationsforschung (ISONA).
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Theoretische Ansätze
Informelle soziale Kontrolle und Kriminalität
Grundlegende Theorien
„Turning points“ und Veränderungen im Lebensverlauf
Update der Studie von Glueck & Glueck
Schlussfolgerungen
Desistance
Definition
Aktueller Forschungsstand
Sozialtherapie
Begriffsbestimmung
Geschichte der Sozialtherapie
Sozial- versus Psychotherapie
Sozialtherapie im Strafvollzug
Kritik der Sozialtherapie
Wirkungsstudien zur Sozialtherapie
Mindeststandards für die Sozialtherapie
Nachsorgeangebote für entlassene Gewalt- und Sexualstraftäter in Sachsen
Arbeitsprinzipien, Methoden und Praxis der therapeutischen Nachsorge
Systemische Familientherapie in der Täterbehandlung
Grundlagen des Leipziger Selbstkontrolltrainings
Fallskizze
Empirischer Teil
Ausgangspunkte
Fragestellungen
Erhebungsmethodik
Auswertungsmethodik
Erkenntnisse aus den vorangegangenen Modellprojekten
Studie 1: Teil-Evaluation zu psychosoziale Ressourcen und Rückfälligkeit
Stichprobenbeschreibung
Unterschiede zwischen TG und KG hinsichtlich psychosozialer Ressourcen
Beobachtete einschlägige Rückfälligkeit
Zusammenhang zwischen Rückfälligkeit und psychosozialen Ressourcen
Therapiedauer und Ressourcenzuwachs
Studie 2: Vollerhebung zur therapeutischen Nachsorge durch ISONA
Stichprobe
Deskriptive Einordnung
Therapieteilnahme und Überweisungskontexte
Therapieeffekte
Beobachtete Rückfälligkeit
Sozialprognostische Kriterien und Resozialisierung
Sozialprognostische Kriterien
Ressourcen-Veränderungen im Längsschnitt
Konfliktlösekompetenzen und intrapsychische Differenzen
Diskussion und Fazit
Ergebnisinterpretation
Methodenkritik
Fazit
Literatur