Künstlerbuch
Hein Semke reflektierte künstlerisch wie auch in Tagebüchern seine Epoche. Die Verhältnisse enttäuschten ihn zusehends, er stellte die Kunst als ethische Aktivität über alles andere. Obwohl er im faschistischen Europa häufig auf Unverständnis und Widerstände stieß, richtete er sein Leben am Guten und Klaren, am Humor und an der Hoffnung aus: Leid und Schuld, Gnade und Erlösung waren seine Themen, aber auch Obsessionen und Gewalt, die Natur - Fische und Blumen - und die Frau. In Annäherung an die mittelalterliche Steinplastik Portugals übernahm er das Prinzip des Religiös-Naiven, vereinfachte Formen und Flächen konsequent und orientierte sich stark an Ernst Barlach, Georg Kolbe und Aristide Maillol. Seine Produktivität faszinierte und irritierte das Publikum. In Deutschland wirkt seine Kunst exotisch durch ihre Lichthaltigkeit, in Portugal empfindet man sie als dunkel und "mystisch". Das Bestiarium-Calendarium stellt Hein Semke von seiner spielerischen Seite vor: eine menschliche Naturgeschichte voller Witz und Überraschungen.
Hein Semke (1899-195): geb. in Hamburg, Freiwilliger im Ersten Weltkrieg, fünf Jahre Einzelhaft wegen anarchistischer Aktionen, 1929 erste Reise nach Lissabon, Fabrikarbeit, Kunststudium, 1932 Emigration nach Portugal, Arbeit als Bildhauer, Keramiker, Maler, Lyriker und Künstlerbuchgestalter, 1935 Verfemung seiner Skulpturen als „entartet“ und Zerstörung der Kriegsgruppe Kameradschaft des Untergangs durch NS-Anhänger, 1936 Beteiligung am spanischen Bürgerkrieg, zahlreiche Ausstellungen, hauptsächlich in Portugal, Arbeiten im Garten der Gulbenkian-Stiftung, Rektorat der Universität.
"Dies ist ein Buch zum Sehen, Lesen und Hören. Denn die Reime und Rhythmen der Verse und Sprüche nach einem einfachen Geschmack ergänzen das Vergnügen der Sinne und erweitern seine Dimension. Jeder Monat des Kalendariums wird eröffnet von einer exotischen Figur, Vogel-Schlange (das Feste und das Flüchtige in der Sprache der alten Alchimisten), eingerollt in sich selbst und dabei ihren Schwanz verschlingend, wie ein Ouroboros, der auf geheimnisvolle Weise die Lektion der Zeit verkündet: er kreist, geht vorüber und kehrt zurück in einem ewigen kosmischen Tanz." Yvette K. Centeno
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