Mit Holzschnitten von Andrea Lange
Pfeuffers am technischen Zeitalter erprobte Sprache legt die Absurditäten des Banalen bloß. Mann und Frau bleiben bei ihm an Lappen hängen, die aus Rätseln geschnitten sind, wenn sie Sex auf Skiern machen, sich moralisch hinrichten, von der Monogamie des Regens doof werden, sich Orgasmen wie bevormundete Quallen auf den Rücken setzen, sich nur dann nicht verraten, wenn sie schweigen, und sich gehen lassen, wenn sie sich nichts angehen.
Silvio Pfeuffer: geb. 1969 in Suhl, Mitbegründer der Literaturzeitschrift edit, Studium der Philosophie, Promotion zu Levinas, lebt in Leipzig
"Ein kompaktes, sehr feines Buch: Ich verfolge Pfeuffers Gedichte seit vielen Jahren und kann nur sagen: Respekt." (Thomas Kunst)
Gespräch mit Silvio Pfeuffer im Film "DichterSehen"
⇒ l-lv.de/neu/product_info.php
Das Interview zum Nachlesen
⇒ l-lv.de/Film/Interviews/I_Pfeuffer.htm
Leseprobe:
die allee
I
gern gehst du auf der allee spazieren
du magst sie
zögernd und lang, ihre art –
einer dame ähnlich, die ihr äußeres vernachlässigt
hängt die allee einem gedanken nach
die stunde aufgreifend bald
sie bald in dünne streifen aufschneidend
gehört ihr aber nichts außer entferntem hundegebell
den pappeln zu beiden seiten
der flüchtigen, strenge vorschützenden landschaft dahinter
II
die dämmerung leuchtet das zuviel ihres lichts
und doch: nimmt sie vom abend nichts weg
was ist es mit den abenden, der ausschweifung
was sie in den herzen versäumt
die sie vernehmen muss morgen und morgen
in tiefem die gehöfte links und koppeln erschütternden bass
ihren begriffsstutzigen, dabei schlüssigen trost …
da springen die tage einzeln auf dem pflaster auf
was sie nicht tun
weil es wegen der ausschweifungen niemand bemerkt
allein daher rührt dein zwang
dich rechtfertigen zu wollen für etwas, das doch jeder sieht
und allein führt dich dies zur allee
III
nie wissen zu verbergen die augen
geschichten von billigkeit
für geheimnisse ganz unnütze geschichten
halbe städte entkommen durch dich
nüchtern von den cafés
den schönheiten, dem stolz, den schmierenkomödien
hast du name und ohnmacht verloren
und irritierst mit den blicken die schneefelder um dich
die willkür zwischen der ferne
und den hoffnungen
war immer banal
auf der allee bist du wie alle welt