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Klemm, Torsten: Selbstkontrolltraining 2 - Aufbaustufe

ISBN:
978-3-86660-124-6
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Selbstkontrolltraining 2 - Aufbaustufe: Lebensplanung, Familientraditionen und Sexualität, Beziehungsgestaltung

Enthält zahlreiche Vorlagen für die Gestaltung von Gesprächen, Gruppensitzungen und praktische Checklisten als Kopiervorlage.

Die Aufbaustufe des Leipziger Selbstkontrolltrainings widmet sich der Lebensplanung und Alltagsbewältigung, den Familientraditionen, der Beziehungsgestaltung und der Sexualität. Das Programm spricht als sozialtherapeutische Nachsorge jugendliche und erwachsene Täter an, die aus der stationären Unterbringung (Strafvollzug, Maßregelvollzug, intramurale Sozialtherapie oder Sicherungsverwahrung) entlassen wurden oder sich in der Entlassungsphase befinden. Es kann z.B. als ambulantes Training in der Bewährungszeit angewandt werden.

Im ersten Teil bietet das Manual Materialien zu Themen wie soziale Ressourcendiagnostik, Umgang mit Geheimnissen, die Lebenssituation zum Tatzeitpunkt und in der Gegenwart, Hürden bei der Beziehungsgestaltung und persönliche Ziele.

Bevor die Teilnehmer im zweiten Teil Gelegenheit erhalten, sich über ihre sexuellen Phantasien und Wünsche sowie über Macht und Gegenseitigkeit auszutauschen, werden sie angeregt, sich mit den übernommenen oder abgelehnten Traditionen bezüglich Intimität in ihrer Herkunftsfamilie auseinanderzusetzen. Dieser Teil der Aufbaustufe kann bei Bedarf auch herausgelöst und stationär durchgeführt werden.

Im dritten Teil des Programms geht es darum, daß die Klienten ihre erarbeiteten Fertigkeiten und Haltungen im konkreten sozialen Kontext umsetzen, Konflikte klären und Geheimnisse lüften. Angehörige können sich einbringen und ihre Befindlichkeit ansprechen. Die praktischen Übungen können auch im Rahmen aufsuchender Arbeit angewandt werden.


Anwendungsfelder des Selbstkontrolltrainings:
ambulante Straffälligenhilfe, Jugendgerichtshilfe, Bewährungshilfe, Justizvollzugsanstalten, Beratungsstellen bei häuslicher Gewalt 

Zur Leipziger Gefängnissstudie
l-lv.de/neu/product_info.php/info/p276_klemm--torsten--delinquenz--haftfolgen-und-therapie-mit-straffaelligen.html 

 Zur Grundstufe des Selbstkontrolltrainings (SKT): Sensibilisierung und soziale Kompetenz
⇒ 
l-lv.de/neu/product_info.php/info/p277_klemm--torsten--selbstkontrolltraining-1---grundstufe.html


Inhaltsverzeichnis

Familientherapie und Täterbehandlung – eine ungewohnte Perspektive         8

Ansätze in der Täterbehandlung          8

Familientherapeutische Thesen zur Genese delinquenten Handelns        10

Settings und systemische Methoden für die Täterbehandlung          12

Zusammenhänge zwischen Konfliktverhalten und erlebter Familienkonstellation       20

„Konfliktverhalten in der Familie“ bei Gewalt- und Sexualtätern            22

Der Ablauf des Leipziger Selbstkontrolltrainings        24

Ausblick            27

Anregungen für die Blitzlicht-Runde

          28

Lebensplanung und Alltagsbewältigung         29

1. Thema: Wer ist mir wichtig? (Ressourcen-Landkarte)       30

2. Thema: Höhen und Tiefen (Timeline)       34

3. Thema: Wie sag ich’s meiner Freundin / meinem Arbeitgeber (Geheimnisse lüften)    39

4. Thema: Was bringt mich auf die schiefe Bahn? (Lebenssituation zur Tatzeit)     42

5. Thema: Wer bin ich, was will ich? (Selbst- und Fremdbild)       45

6. Thema: Zukunftsskulpturen            47

7. Thema: Wohin will ich? (Ziele formulieren, differenzieren und ordnen)       57

8. Thema: Jede Medaille hat zwei Seiten (Vor- und Nachteile abwägen)       66

9. Thema: Achtsamkeit gegenüber sich selbst und  anderen: Mit Kopf, Hand und Fuß       70

10. Thema: Emotionale Kontoführung

          72

Familientraditionen und Sexualität

11. Thema: Woher komme ich? Mein Familienbild            75

12. Thema: Mein Foto-Album                  78

13. Thema: Was gehört zu einer Beziehung? Wie lerne ich jemanden kennen?        82

14. Thema: Sprechen über Sexualität       87

15. Thema: Wünsche und Phantasien („Brief an den Traumpartner“)       91

16. Thema: Gegenseitigkeit und Intimität („Antwortbrief des Traumpartners“)     95

17. Thema: Sexualität und Macht       99

18. Thema: Genuß üben, Selbstmassage, Masturbation und Fokussieren            105

19. Thema: Vorlieben und Gegenseitigkeit       107

20. Thema: Mit dem Partner über Sex und die Folgen reden

            109

Beziehungsgestaltung im sozialen Kontext      111

21. Thema: Den Partner einschätzen            112

22. Thema: Selbstkontrolle – Den allergischen Punkt finden            115

23. Thema: Kommunikation – passender Augenblick, passender Ort, passender Ton       117

24. Thema: Konstruktiv streiten – Advocatus diaboli       120

25. Thema: Selbstkontrolle – „In Zeitlupe rückwärts“          122

26. Thema: Arbeitsteilung als Paar        126

27. Thema: Stellenausschreibung für Eltern (Elternschaft und Verantwortung)     128

28. Thema: Selbstkontrolle gegenüber Kindern – die Nerven behalten            129

29. Thema: Kinderperspektive          133

30. Thema: Gemeinsam Bilanzziehen (Vier-Körbe-Technik) und Rückfallprophylaxe      135

Literatur 


Zum Hintergrund: Die Selbstkontrolltheorie

Selbstkontrolle und soziale Bindung: Das Zwei-Prozeß-Modell

Aus der Umkehrung ihrer Beobachtung, daß delinquente Kinder zu wenig beaufsichtigt wurden, betonen Gottfredson & Hirschi die Bedeutung einer Erziehung, die effektiv die Fähigkeit zum Bedürfnisaufschub fördert. Erst die Beaufsichtigung der Kinder, so die Autoren, erlaube es, einen angemessenen Umgang mit devianten Verhaltensweisen zu finden. Stigmatisierung gilt Gottfredson & Hirschi nicht als mitverursachend, sondern als notwendiges Mittel der Erkennung und Bestrafung gewalttätigen Handelns – mit anderen Worten: Gottfredson & Hirschi leugnen den negativen Rückkopplungseffekt sozialer Sanktionen.

Kritisch ist darüberhinaus anzumerken, daß die Modellwirkung prosozial handelnder Bezugspersonen in der neuen Theorie von Gottfredson & Hirschi (1990) zu kurz kommt. Bereits 1969 legte Travis Hirschi eine Theorie vor, in der er behauptete, daß die Hemmschwelle zur Delinquenz desto höher liege, je wahrscheinlicher die Tatendeckung mit einem existenziellen Verlust, z.B. eines Arbeitsplatzes oder einer Lehrstelle, oder einem Gesichtsverlust gegenüber Freunden verbunden ist. Je stärker die sozialen Bindungen, desto geringer die Gewalt- und Delinquenzneigung. Hirschi’s Theorie der sozialen Bindungen wurde zu einem wichtigen Maßstab des US-amerikanischen Justizministeriums, um Präventionsmaßnahmen zu beurteilen. Er postulierte vier Stufen der Bindungsqualität:

• Freundschaftlichkeit und Intimität (attachment): Familie, Freunde
• Verpflichtung (commitment): Beruf, Familie
• soziale Einbindung (involvement): Schule, Arbeit, Sport, Vereine, Kirchen
• ethische Überzeugung (belief): Rechtsbewußtsein, Ehrlichkeit

Dies entspricht im Kern dem hierarchischen Loyalitätsmodell der systemischen Therapie (vgl. Bateson, 1972, 553; Mücke, 1998, 96ff.) Tatsächlich schließen sich soziale Bindung und Selbstkontrolle nicht gegenseitig aus, sondern setzen einander voraus (Akers, 1994; Andrews & Bonta, 1994). Hirschi & Gottfredson (1995, 140) selbst räumen ein, schwache Bindungen seien „to some large degree products of low self-control“. Doch auch das Umgekehrte läßt sich beobachten. Jüngste Längsschnittbeobachtungen bei schwerkriminellen Drogenabhängigen, einer von der Selbstkontrollforschung vernachlässigten Klientel, zeigen, daß geringe Selbstkontrolle Freundschaften und Liebesbeziehungen schneller scheitern läßt. „The combination of self-control and social control perspectives shed some light on the causal process by which low self-control may influence later deviance.“ (Longshore et al., 2004, 559) Wenn Selbstkontrolle und soziale Bindung wechselseitige Mediator­variablen bilden, wundert es nicht, daß sie hoch korrelieren. In einer funktionalen Sichtweise wäre es dennoch nicht sinnvoll, sie miteinander zu identifizieren. Herz- und Lungentätigkeit mögen eng aneinander gekoppelt sein. Kein Biologe käme jedoch auf die Idee, sie zu identifizieren. Vielmehr unterscheiden sie sich inhaltlich und stehen in einer reziproken zeitlichen Abhängigkeit:

Die primäre Bindung oder „emotionale Investition“ der primären Bezugspersonen in das Kind (Bowlby, 1988) bildet die Voraussetzung für die spätere Einübung einer empathischen Sichtweise. Empathie – das Vorstellungsvermögen für langfristige Folgen, die Befindlichkeit und Situation anderer Menschen sowie die Funk­tionsweise von Institutionen und Systemen – wird benötigt, um Selbstkontrolle zu erwerben. Selbstkontrolle ist die minimale, notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung einer selbstbestimmten Lebensform. Autonomie der Einzelnen gegenüber den jeweiligen Eltern gehört zu den bedeutsamen Voraussetzung einer gelingenden Partnerschaft.

Mit dem Übergang von der Herkunfts- in die Fortpflanzungsfamilie tritt der Kreislauf in einen zweiten Zyklus ein. „Such attachments – to a spouse, a workplace, or to coworkers – may occur later in life and repair the original attachment relationship. Only a limited number of studies take empathy into account in explaining criminality and most focus exclusively on sex offenders.“ (Katz, 1999) Dieses Modell verdeutlicht, weshalb in der Adoleszenz die Gewalt- und Kriminalitätsneigung am höchsten ist, wenn es die Gesellschaft versäumt, der Übergangsphase des Adoleszenten in das Erwachsenenalter einen Rahmen zu geben. (Archaische Gesellschaften plazieren in dieser Phase starre Initiationsriten.) Der Jugendliche ist weder tatsächlich autonom noch genügend sozial ge­bunden.

Nicht jede soziale Bindung stärkt die Empathiefähigkeit und damit die Selbstkontrolle des Einzelnen. Bindungen an impulsive Eltern, Kontakte zu devianten Freunden fördern die Gewaltneigung eines Jugendlichen (Akers,1994; Matsueda & Anderson, 1998). Das zirkuläre Modell der Selbstkontrolle läßt sich umgekehrt auch für den Fall des Gewaltkreislaufs formulieren. Auch hier steigern sich die Effekte gegenseitig.

Der Kreisprozeß kann an jeder Stelle selbstverstärkend einsetzen. Während der primären Sozialisation bilden Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, selektive Wahrnehmung, Bedrohung durch harsche Erziehungsmethoden, Kindesmißhandlung sowie Vernachlässigung oder krisenhafte Trennungen der Eltern die Initialzündung zur Ge­waltdynamik (West & Farrington, 1973, 1990; Wadsworth, 1979). Soziale Ausgrenzung, Hegemonie beanspru­chende Ideologien, Empathie verhindernder Machismo oder Eifersucht setzen den Gewaltkreislauf nach Verlassen der Familie in Gang (Messerschmidt, 1993). Das hier vorgestellte Modell der Selbstkontrolle ist weit davon entfernt, soziale Umstände der Gewaltentstehung zu psychologisieren. Der Mangel an Selbstkontrolle wird als Folge und Reaktion verstanden, er moderiert Gewaltausübung. Die Ausgrenzung impulsiver Kinder und Jugendlicher in der Schule führt oft dazu, daß sich diese in Gruppen wiederfinden, in denen Selbstkontrollmangel dominiert und als Modell wirkt. In diesem Sinne erlernen oder verstärken sie ihre Impulsivität durch „differenzielle Kontakte“ (Wright et al., 1999, 2001)
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