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Jarisch, Regina: Herzflug

ISBN:
978-3-86660-259-5
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Gedichte

Mit Zeichnungen von Jost Heyder


Dieser Gedichtband versammelt Texte von  Regina Jarisch, die in den letzten Jahren am Rande des Alltags entstanden sind. In den Gedichten steckt die Suche nach den Wurzeln, nach dem Begreifen der Zeitläufe und der Gefühlswelten. Zweifel, Ängste, Wehmut, Glück, Liebe und Hoffnungen verweben sich zu Sprachnetzen, die einladen wollen in ein Nachspüren, in ein Nachdenken. Die Wörter tanzen und spielen, erfinden sich neu, schaffen Bilder und kehren sich ins Innen und Außen. Leicht und schwer verbinden sie Be­obachtungsgabe und Humor, künden von Einsichten oder Begegnungen oder lassen  Rätsel schweben.

Regina Jarisch: geb. 1956, in Magdeburg aufgewachsen, nach dem Abitur und einem Volontariat an einer Tageszeitung Studium in Weimar, 1990 bis 2018 Personalleiterin. "Das Schreiben ist für mich Überlebensmittel, es hilft mir, die Zeit und die Welt zu begreifen und das Nicht-Begreifbare anzunehmen." Veröffent­lichungen: Der weite Himmel, Gedichte mit Bildern von Sabine Naumann, Künstlerbuch im Selbstverlag erschienen 2008; lauter leben, Gedichtband erschienen im ATHENA Verlag 2015; weitere Informationen auf: www.regina-jarisch.de

Jost Heyder: geb. 1954 in Gera, studierte Malerei und Grafik an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Arno Rink und Bernhard Heisig, 1981 1. Preisträger der Wettbewerbsausstellung von Kunsthochschulabsolventen der DDR an der HfGB Leipzig, 1982 – 1984 Meisterschüler an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden bei Gerhard Kettner und 1989 – 1991 Meisterschüler an der Akademie der Künste Berlin bei Wieland Förster; weitere Informationen auf: www.jost-heyder.de

Stimmen:

"Diese Lyrik arbeitet mit stringenten Bilderfolgen, die ihr Verständlichkeit verleihen. Jarisch macht sich aus den Dingen das, was sie möchte, aber legt Spuren, den Sinn aufzuspüren. Ihre Poesie verliert sich nicht in einer unfassbaren Über-und-über-Bildhaftigkeit, sondern gewinnt Tiefe, so wenn die Dichterin auf Flaschenpost lauert, um den Weg zum Himmelstor »zur unbestechlichen zeit« verraten zu bekommen." (Peter Arlt, junge welt vom 15.12.2020)


"Mit leichter Hand zieht Regina Jarisch alles aus den Wörtern, ohne sie auszupressen. Sie verknüpft sie zu Netzen, Assoziationen schweben, darunter liegt ein Rhythmus, der eindringlich und manchmal von einer irritierenden Unwucht ist." (Anke Engelmann, LiteraturLand Thüringen)

Mit leichter Hand zieht Regina Jarisch alles aus den Wörtern, ohne sie auszupressen. Sie verknüpft sie zu Netzen, Assoziationen schweben, darunter liegt ein Rhythmus, der eindringlich und manchmal von einer irritierenden Unwucht ist.
Mit leichter Hand zieht Regina Jarisch alles aus den Wörtern, ohne sie auszupressen. Sie verknüpft sie zu Netzen, Assoziationen schweben, darunter liegt ein Rhythmus, der eindringlich und manchmal von einer irritierenden Unwucht ist.



Leseprobe:



zeitspinnerei


die zeiten zerfransen mir in den erinnerungen

die wandeln rund oder wund im garten des mondes

dort wohnen die sonnentage und die schattenstunden

verwebt von den spinnen in meinem kopf verfangen

im ahnengezänk schleichen leis in meinem haus die

gespenster doch ein feenhaar weht an dem fenster

 

meine kinder flechten einen zopf daraus im heim

der trunkenen schwimmenden bilder der zeiten

vergangener winter und kommender sommer

im herbst meiner erdverbundenen tage säe ich aus

das vermahlene korn aus meinem mondgarten

die ernte gehört den kindeskindern die gleiten

 

am feenzopf ihrer eltern dahin wo ich nicht mehr

sein werde nicht mehr als ein staubkorn in einer

zerzausten teppichfranse oder ein spinnenbein



muscheln sammeln

 

im westen verschluckt sich die sonne

reißt die tanzenden handpuppen mit

die an den stricken der oligarchen

zappeln

 

die leinen werden geworfen

fest gezurrt

spielraum wird vermessen

 

entbehrlich das demokratentheater

ohne umwege die schamlosen griffe auf

mammon macht medien und magie

 

ein alphalachen aus

megaphonen beschwört

spieglein spieglein an der wand

 

tausend ringfinger fischen tumb

im millionen netz

angeln was sich kaufen lässt

 

ich falle linkisch rein in den köcher

mit meinen farbverschwommenen wünschen

fühle mich so grätenlos paniert 

 


im osten schreit der mob

hebt trunken die grabschaufel

auf den thron 

 

ein sauberer haarschnitt lacht über den

leichten fang

im wind fliegt dagegensein

 

kronos frisst wieder seine kinder

auf solche untergänge ist verlass

in unserer erdengier steigen die wasser

 

ertränke der trug

platzte der gier der schlund

gäbe es hinter dem westen einen aufgang

 

wäre ich gewappnet

gegen mobilen tastenkrieg und das

verschwinden im fremdbestimmten 

 

es triebe mich

auszusieben das treibgut

ich sammelte muscheln steine

 

lauerte auf flaschenpost

die verriete

wie ich komme zum himmelstor

zur unbestechlichen zeit                       



tagesthemen

 

bilder und markige worte fluten

wenn drogen schüsse oder randale

stürme oder abstürze opfer bieten

bläst sich auf das mediale mitgefühl

ein ballon der platzt

an der nächsten ecke im café

die tageszeilen im schlaglichterschein

am tisch der kurzen gemeinsamkeiten

die klein und fein zerredet

zerfallen in ein mosaik

wenn einer fragt

nach grund und tun

jagen uns geschäftigkeiten

in den tag der keinen atem lässt für

viel gerede viel gefühl das

behindert kühle stirn dort

kleben eigne sorgen dahinter

rechnet das reichliche leben

in sauberen stuben

wo am abend wieder bilder wogen

worte lackierte betroffenheit streiten

flimmern tropfen neue tagesthemen

auf sesselplüsch und sofadecke

umnebeln sinne sprachverführend

wie süßer wein zum schlafengehn

schlürfen obendrauf noch baldrian

zur stillen nacht

sonst irrfeuert die welt  in mein heim

und brennt mich ab in

meinem himmelbett



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