Prognose, therapeutische Entlassungsbegleitung, Rückfälligkeit und soziale Integration von Sicherungsverwahrten und anderen Hochrisiko-Probanden
Dieser Beitrag nähert sich ausgehend von drei Fallbeispielen der Frage, inwieweit eine Indikation zur Sicherungsverwahrung anhand objektivierbarer Kriminalitätsbelastungsfaktoren erkennbar ist. 24 Sicherungsverwahrte wurden im Rahmen der therapeutischen Übergangsbegleitung bzw. Prüfung der Therapieeignung zur Vermeidung der vorbehaltenen Sicherungsverwahrung diagnostisch befragt. Den Ergebnissen gegenübergestellt wurden die empirischen Befunde von Probanden, die nach kriminologischen Kriterien aus einer Gesamtheit von 871 Gewalt- und Sexualstraftätern als Hochrisiko-Probanden ermittelt wurden, sich aber nicht in der Sicherungsverwahrung befanden. Im Vergleich wiesen die Hochrisiko-Probanden eine signifikant höhere Rückfälligkeit auf als die Sicherungsverwahrten, was sowohl für die Zeit der Unterbringung als auch nach der Entlassung zutraf. Damit zusammenhängende Ergebnisse zu sozialprognostischen Faktoren, die den gesellschaftlichen Empfangsraum für entlassene Sicherungsverwahrte beschreiben, sowie zu biographischen und psychologischen Faktoren, um deren Veränderung sich therapeutische Angebote für die Betroffenen bemühen, werden ausführlich dargestellt und diskutiert.
Torsten Klemm: approbierter Psychologischer Psychotherapeut und systemischer Familientherapeut, seit 2011 Leiter des Instituts für sozialtherapeutische Nachsorge und Resozialisationsforschung (ISONA).
Inhalt
Vorwort 7
Fallskizze 1: Mühlrad der Zeit 10
Aufgaben der ambulanten sozialtherapeutischen Nachsorge 15
Wer gelangt in die Sicherungsverwahrung? 17
Deskriptive Einordnung 17
Risikobeurteilung mit dem Risikobelastungsindex (RBI) 18
Kriminologische Risikobelastung und Einweisung in die Sicherungsverwahrung 20
„Objektive“ vs. „subjektive“ Risikobeurteilung 23
Trefferquoten und Klassifikationsgüte 25
Wer steckt hinter der Dunkelziffer? 31
Selbst- vs. Fremdbeurteilung: explorativer Untersuchungsansatz 32
Fallskizze 2: Die Unerträglichkeit nachträglicher Entscheidungen 39
Überweisungskontexte, Therapieeffekte und Rückfälligkeit 44
Fallsteuerung bei Mehrfach-Versorgung 46
Therapie mit „akut gefährlichen“ Klienten 46
Veränderung der Prognose – Wanderbewegung zwischen den Zellen 47
Therapieeffekte 49
Beobachtete Rückfälligkeit 53
Fallskizze 3: Freiheit, Illusion und Absturz 54
Resozialisation im Alltag 61
Sozialprognostische Kriterien 62
Konfliktlösekompetenzen und intrapsychische Differenzen 66
Gefährlichkeit – praktischer Umgang mit einem Konstrukt 71
Literatur 75