Aus dem Vorwort der Neuausgabe:
In der vorliegenden Ausgabe wurde die Wiedergabe des chinesischen Textes um die Pinyin-Transkription der Zeichen in hellgrauer Druckfarbe ergänzt: Auf diese Weise kann den Schriftzeichen bequem die heutige Aussprache zugeordnet werden – sie stimmt in den meisten Fällen nicht mit der altchinesischen Aussprache überein. Die Frage, inwieweit Reime für den Stil des Buches Laozi eine Rolle spielen, wird im Essay untersucht. In der Transkription sind Stellen, an denen Reime vermutet werden können, dunkelgrau hervorgehoben. Praktischerweise erleichtert die Lautumschrift das Auffinden des Zeichens im Glossar, das alphabetisch geordnet ist.
Die Übersetzung wurde im Vergleich zur Taschenbuchausgabe aus dem Jahr 2000 an vielen Stellen flüssiger formuliert, indem die im Text enthaltene Mehrdeutigkeit nicht durch Schrägstriche, sondern durch Aufzählungen in die deutsche Fassung integriert wurde. Lexikalisch hat die Lektüre des Zhuangzi, die mich in den Zwischenjahren beschäftigt hat, auch auf meine heutige Lesart des Laozi zurückgestrahlt: Beispielsweise spreche ich nun auch hier eher von „den zahllosen Lebewesen“ als von „den zahllosen Dingen“ – da auch im Laozi eher biologische als physikalische Metaphern angesprochen werden. Anstelle durchweg „Wirkkraft / Tugend“ als Doppelbegriff einzusetzen, habe ich nun im Abhängigkeit vom Kontext entschieden, welche Facette gemeint ist.
Im Essayteil wurde der Abschnitt zur Person des Laozi und zur Entstehung des Textes Laozi vollständig überarbeitet und um Erkenntnisse aus der neueren Forschung ergänzt. Gewürdigt werden insbesondere die neueren stilistischen Analysen Liu Xiaogan’s, die eine zeitliche Einordnung des Textes erlauben, und die überaus wertvollen, textkritischen Anmerkungen Chen Guying’s, auf die ich bei der Durchsicht des Manuskripts gern und oft zurückgegriffen habe. Außerdem hat die vergleichende Betrachtung der verschiedenen Stellen in den Historischen Aufzeichnungen von Sima Qian, die von Begegnungen zwischen Kongzi und Laozi berichten, zu einer Neubewertung der Biographie des Laozi beigetragen. Ergänzt wurde schließlich die Beschreibung der antiken Textquellen. Vor allem habe ich die Guodian-Fragmente in den sprachkritischen Anmerkungen durchweg berücksichtigt. Die Forschungen zum Laozi reißen nicht ab und sind für den Einzelnen kaum noch überschaubar. Die kürzlich von Xiong Tieji herausgegebene Sammlung der Laozi-Editionen und Kommentare umfaßt 15 Bände. Die Darstellung in diesem Band beschränkt sich auf die wesentlichen Erkenntnisse. Wer mit Laozi und seiner Zeit noch wenig vertraut ist, für den lohnt es sich, die Lektüre des einführenden Essays Nichtstun als Handlungsmaxime vorzuziehen, dieses Buch also auf chinesische Weise von hinten nach vorn zu durchstöbern.