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Martin Jankowski

geb. 1965 in Greifswald, wuchs in Gotha auf und mischte sich in den Achtzigern als Dichter und Sänger in die Leipziger Untergrundszene. 1995 ging er nach Berlin, studierte (Theologie, Germanistik, Amerikanistik) und schrieb einen Roman ("Rabet oder Das Verschwinden einer Himmelsrichtung" 1999). Er begründete das internationale literaturfestival berlin mit und wurde für die Zeitschrift neue deutsche literatur Gastgeber des Literatursalons am Kollwitzplatz. Zahlreiche Songs, Gedichte, Essays und Erzählungen wurden in internationalen Magazinen und Anthologien veröffentlicht.

Veröffentlichung im Leipziger Literaturverlag

 
     

Sekundenbuch. gedichte & gesänge

Wer Lyra spielt, enthebt sich des Alltags, deshalb wohnen diese Texte nahe der Musik. Poesie als Tat: Im Spiel mit den Sprachformen Unfaßbares fassen, es durch Abschreiten der Erkenntnisränder beschwören. Diese Aktionsart versteht man in Mailand, Helsinki, Yoshkar-Ola, Banda Aceh oder Biak/West-Papua, in Clubs und Kathedralen genauso wie an der Akademie der Künste in Berlin: Rhythmus und Klang, die Performance des Sprechens, den Atemtanz. Für das sekundenbuch sind aus dreißig Jahren poetischer Praxis in aller Welt jene Texte ausgewählt, die sich darüber wundern, daß es Menschen gibt, die atmen und singen, obwohl eigentlich
alles dagegen spricht. Manche dieser Texte könnten gesungen werden, andere verweigern sich dem aus gutem Grund. „Die gewöhnlichen Begriffe müssen neu durchdacht und dem komplexer gewordenen Kenntnisstand von der Wirklichkeit angepaßt werden. Dabei soll der Bewegung des Denkens, den Nebenbedeutungen und Assoziationen im Bewußtsein Beachtung geschenkt werden, da das Gewebe von nur halbbewußten Vorstellungen, das durch Sprache hervorgerufen werden kann, den Sinn dessen, was angesprochen werden soll, eventuell besser wiederzugeben vermag, als ein logisches Schlußverfahren.“ sagt Heisenberg, ein Dichter des letzten Jahrhunderts (1901-1976, Nobelpreis für Physik). Dessen Prinzip der Unschärfe besagt, daß das kleinste Ding Materie oder Welle ist, je nachdem, wie man es betrachtet. Was nicht heißt, daß es zweierlei ist oder sein kann, sondern nur, daß wir mehrere Konzepte brauchen, um zu verstehen, was doch mühelos eins ist. Das trifft auch auf die Gedichte Martin Jankowskis zu, deren Thema die Unfaßbarkeit des Lebens ist.

 

sasakananas
INDONESIEN MATERIAL
gedichte & notate

Seit 2002 reist Martin Jankowski immer wieder nach Indonesien, um den tropischen Archipel der 17000 Inseln am Äquator zu erkunden: Nicht als Aben­teurer, Tourist oder Handlungsreisender, sondern als Lyriker. Von Sumatra bis Papua haben ihn seine poetischen Expeditionen geführt und es sind Hunderte Texte über Begegnungen mit Land, Leuten und Poesie entstanden. Erste Gedichte aus diesem Material erschienen in Magazinen und Anthologien, einige wurden in Indonesien, aber auch international rasch bekannt. Jetzt, da Indonesien von der deutschen Literaturszene stärker wahrgenommen wird, ist es an der Zeit, dieses ungewöhnliche Material auch deutschen Lesern zugänglich zu machen. Erstmals erscheinen diese Gedichte, die zunächst in Indonesien und anderen Ländern erschienen und wahrgenommen wurden, nun als Buch im deutschen Sprachraum. Bei der Auswahl für den vorliegenden Band werden neben den bislang bekanntesten Texten auch etliche unveröffentlichte sowie einige bewusst in der Urform der lyrischen Reisetagebücher präsentierte Fassungen berücksichtigt. Die Texte bieten sowohl für Indonesienkenner als auch für Neueinsteiger in das Thema eine repräsentative Übersicht über das atemberaubend vielfältige Phänomen Indonesien. Ein kurzer Essay des Autors erläutert die Hintergründe an ausgewählten Beispielen.

Stimmen

Adams Werk und Rilkes Beitrag: Martin Jankowskis "Sekundenbuch"
Ralf Julke, L-IZ vom 25.03.2012

Weitere Veröffentlichungen und Auszeichnungen

Diverse Literaturprojekte verbinden ihn mit dem Äquatorarchipel Indonesien, wo er u. a. Gastlektor für neue deutsche Literatur war und erfolgreich einen zweisprachigen Gedichtband ("Indonesisches Sekundenbuch" 2005) veröffentlichte. Auf Deutsch erschienen u.a. Erzählungen über das Berlin der Neunziger ("Seifenblasenmaschine" Schwartzkopffbuchwerke Hamburg & Berlin 2005), die Novelle „Mäuse“ (SuKultur 2006) und den Geschichtsessay „Der Tag, der Deutschland veränderte - Leipzig, 9. Oktober 1989“ (E.V.A. 2007). Jankowski tritt als Poesieperformer regelmäßig auf internationalen Festivals auf, er kuratiert internationale Kulturprojekte und literarische Salons. Seine Texte wurden bislang in 12 Sprachen übersetzt und erhielten u.a. den Jahrespreis für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichteund das Döblin-Stipendium der deutschen Akademie der Künste.

 

 


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