Die systemische Zukunftsskulptur
Hintergründe und Anwendung
Therapie hat vor allem dann Erfolgsaussichten, wenn sie handlungsorientiert, ressourcenbezogen und auf die Lebensgestaltung ausgerichtet ist. Gleichwohl sollte der Täter die Gelegenheit nutzen, praktische und ethische Konsequenzen aus der Vergangenheit (z.B. durch Delikte, Traumata oder Sucht geprägt) zu ziehen.
Wie ist das möglich, ohne in Moralisieren zu verfallen und die ohnehin im Bewußtsein des Klienten wirksamen Defizite zu verstärken? Die systemische Zukunftsskulptur ist eine Methode des slow-motion-Rollenspiels, die es erlaubt, sowohl prägende Personen aus der Biografie als auch Ereignisse, Institutionen und Umstände imaginativ in einen Dialog zu verwickeln, um daraus eine Perspektive für „die nächsten Schritte“, die nähere persönliche Zukunft, abzuleiten. Die Methode eignet sich am Ende eines Therapieabschnittes, um gewonnene Einsichten handlungspraktisch zusammenzufassen. Der Klient hat dabei auch die Möglichkeit, seine eigene Position von außen zu sehen und daher unabhängiger und weniger narzistisch zu beobachten. In der „Zukunftsskulptur“ kann er seine Vorstellungen über die Nützlichkeit vergangener Erfahrungen, auch wenn sie negativ waren, strukturieren, indem er sich selbst und den Repräsentanten für „Vater“, „Mutter“, „Vergangenheit“, „Zukunft“, „Ereignis“, „das Unbekannte, das dazwischen kommen kann“ Mitspielern aus einer Gruppe zuordnet.
LITERATUR:
Klemm, T. (2003), Delinquenz, Haftfolgen und Therapie mit Straffälligen, Leipzig: LWV
Klemm, T. (2004), Situationsmuster
Wege zu einer systemischen Theorie der Persönlichkeit,
psychischen Störung und Therapie, Leipzig: LWV
Klemm, T. (2008), Die systemische Zukunftsskulptur, in: B. Eckey, A. Haid-Loh & K. Jacob, Jugend bewegt Beratung. Adoleszenz als Herausforderung und Chance für die Erziehungsberatung, Weinheim: Juventa
Die Beschreibung der Skulpturtechnik ist auch zu finden in Selbstkontrolltraining - Aufbaustufe: Lebensplanung, Familientraditionen und Sexualität, Beziehungsgestaltung