Bis vor ein, zwei Jahren hat man mich Fliege genannt. Ich bin klein und schmächtig gewesen. Obwohl Fliege so vieles bedeuten kann, was schön ist, zum Beispiel das, was ein großer Vogel zum kleinen sagt, oder das, was manche Männer immer noch an ihrem Hemd tragen, obwohl wir doch längst die Zukunft haben, obwohl Fliege also ein Wort für etliche mehr oder weniger schöne Dinge ist, ist es auch eines für ein hässliches, schmutziges, lästiges Tier. Und so fühlt man sich sofort, wenn man Fliege genannt wird, nicht wie ein flügger Vogel, nicht wie ein bunter Propeller, der am Hals befestigt ist und den Kopf durch die Lüfte bewegt, sondern wie ein unreines Tier, eines, das fliegen kann, aber einzig und allein, um seine Hässlichkeit und seinen Schmutz zu verbreiten und, äh, zur Last zu fallen. Klammer auf: Ein letztes Äh und eine letzte Klammer: Klammer zu. Ein Tier übrigens, das im Französischen la mouche heißt. Mouche ist ein schönes Wort. Es ist ganz egal, was es bedeutet; es ist einfach schön. Auch la bouche, der Mund. Oder couche, schlafe, ein weiteres Wort, das wir im Unterricht gelernt haben. Ich schlafe, schlafe du. Schlafe du nicht, fliege du, fliege nicht und schlafe. Schlafe. Fliege. Und seit einiger Zeit finde ich, dass Fliege ebenfalls ein schönes Wort ist. Ich bin keine Fliege mehr, ich bin fast ein Mann geworden, ich bin nach 16 Jahren aus dem Fliegenkörper herausgeschlüpft, ich habe die alte Fliege unter, hinter mir gelassen, aber ich habe eine neue, eine schöne, saubere, willige Fliege erschaffen. Dort sitzt sie und will endlich fliegen, nicht nur im Zimmer herum, sondern draußen in der Welt.