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Martin Jankowski

jump

die antrittsrede des neuen gottes im kopf
schmerz trete ich instinktiv zwischen die männer
beine der diskurse in den espressobars den sirenen
gesängen widerstehend und bleibe bei meinem leisten
bruch auf gefühle pochend begreife ich
dich in australien wissen sie nicht mehr wohin
auswandern mein australien ist nicht von dieser welt
verschwunden deshalb ziehe ich meine windhosen aus
den sprüngen in der zwickmühle die nach wie vor
läufig aus deinen händen wächst also verlasse ich
mich auf den strahlend weißen satan den kindskopf
jäger der uns auf die turmspitze führt und sage noch
nichts


mega

entfesselte trommeln dröhnen im dunkel
dem herzrhythmus wird ein flussbett gebaut
das singen der saiten schlägt an die steine
aus blut quellen farben ins hörbare

die schreie des sängers begrüßen die füße
und zwingen die sehnsucht der knochen zur antwort
nur zögernd verfall ich dem uralten ritus
und übe mich tanzend im recht auf extase

die töne verjubeln die haare der mädchen
stadtmetastasen durchflimmern die nacht
die erde beschreibt einen kreis um die sonne
unser medizinmann hat einen manager


lösen (schneeregen)

jenseits der schartigen knarrenden schwelle
streift mir das gierig zitternde gras
das plötzlich aus hölzernen dielen dringt
die feuchten stiefel von frierenden füßen

noch während die wand die türe verschlingt
überfällt mich in schwällen ein warmer geruch
von möbeln und tieren und bedrucktem papier
windkaskaden werfen den mantel
ins breite geäst neben dem ofen

ein schwarm wilder vögel
schreckt auf hinterm bett
malt silberne bögen
um die lampe ins blau
stößt hinein in die weite
zwischen schreibtisch und schrank

der klang deiner augen tanzt durch die steppe
von teppichbewohnern freundlich beäugt
das telefon wispert den magischen singsang
des wassers das fern von den bergen fällt

die kanten des bettes beginnen zu wuchern
verlieren sich schaukelnd am ufer des meeres
wir stürzen wie blind in den schaum der gedanken
verflechten verwachsen zerschreien den raum
der einst zwischen häuten gewesen sein könnte
wir jagen und tauchen und johlen im licht
die töne von wolken und steinen in uns
unmöglich den strömenden tanz zu beenden
planeten kreisen die jahre vergehen

einmal
als wir keuchend uns wieder erkennen
blüht lautlos der kaktus
auf dem fensterbrett

aus: Sekundenbuch. Gedichte & Gesänge

 


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