Gerhard Wichler
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Vita:
1963 – in Lutherstadt Wittenberg geboren, 1966 Übersiedlung nach Chemnitz
1970 – 1993 Schulbildung mit Abschluss Fachhochschulreife
1980 – 1983 technische Berufsausbildung
1989 – 1990 Bausoldat/Zivildienst
1994 – 1999 Studium der Malerei/Grafik an der Hochschule für Grafik und
Buchkunst Leipzig u.a. bei Prof. Rolf Kuhrt mit Abschluss Diplom
1998 Auslandsaufenthalt (Sokrates- Programm) Bristol/England
1999 – 2001 Meisterschülerstudium bei Prof. Rolf Münzner
ab 2002 freischaffend
Stipendien:
2001 Grafikwerkstatt Großpösna (Lithografie)
2002 Steindruck München – Künstlerhaus am Lehnbachplatz
Artist Statement
Meine Kindheit und Jugend in Ostdeutschland verbrachte ich unter Verhältnissen,
die von den Gesetzen der damaligen sozialistischen Gesellschaft diktiert
wurden, unter dem Eindruck von Sperranlagen und Begrenzung, von der Sehnsucht
nach der dahinter sich befindenden freien kapitalistischen Welt.
Geprägt von dieser Situation begann ich mich schon früh für Geografie, Pläne
und Atlanten zu interessieren, zeichnete Landkarten ab und durchwanderte
dabei dieses parallele allumfassende Universum, das sich „der Westen“ nannte.
Ich träumte mich hinein über Symbole, Zeichen, Namen und Strukturen und
erlebte dabei auch die eigenwillige Faszination der Grenzziehungen, diesen
absurden Eingriffen des Menschen in homogene Landschaften, die mir den Zugang
versperrten.
Nach 1989 durfte ich diese Grenzen überwinden, voller Freude und Neugier,
es galt viel zu erleben und nachzuholen. Dabei kam aber auch später etwas
anderes hinzu, eigenartigerweise das schwer zu beschreibende diffuse Gefühl
eines Verlustes. Dieser Verlust beinhaltete vor allem das Verschwinden von
Geheimnis und Mystik meiner unerreichbaren Länder und Gegenden.
Diese Ambivalenz, das Erinnern an die Gefühle von damals, das Erleben von
unverhofft gewonnener Freiheit vor allem versuche ich seitdem in meinen
Bildern zu zeigen und zu konservieren.
Ich verwende dazu neben meiner früheren Beschäftigung mit Geografie auch
Material aus meinem vor dem Kunststudium ausgeübten technischen Beruf. Die
Schaltpläne, Zeichen und Ströme fließen mit ein in meine Arbeit, sie erweitern
meine Ausdrucksmöglichkeiten. Dabei bewege ich mich zwischen Abstraktion
und Gegenstandsbezug, Ordnung und Unordnung.
In kleineren Zeichnungen, Skizzen und Entwürfen nutze ich die Möglichkeiten
der Aquarell- und Tuschetechnik, übertragen dann in großformatige Ölmalerei.
In diesem Spannungsfeld befindet sich auch meine aktuelle Ausrichtung.
Auf der Suche nach Anregungen in der Kunstgeschichte bin ich über die Begegnung
mit einem Teil der nordamerikanischen Kunst fündig geworden, dem Minimalismus,
der Allover- Malerei eines Mark Tobey oder Jackson Pollock. Auch die Entdeckung
von Künstlern aus meiner näheren Umgebung, z.B. Carlfriedrich Claus oder
Gerhard Altenbourg, spielen eine Rolle auf dieser meiner Forschungsreise
durch Topografie und Geometrie, Punkte und Raster, Namen und Zahlen.
Link
http://www.gerhardwichler.de/