Mark Rozov
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Vita
1950 | geboren in der Ukraine (Zaporoshje) |
1972 | Diplom-Mathematiker |
1972 - 19975 | Lehrer für Mathematik und Physik |
1975 - 1982 | Programmierer |
seit 1982 | Professionelle Arbeit als Fotograf: Polybildwandslidefilme für Museen der UdSSR (Kiew, Krasnojarsk, Dneprodzershinsk, Wolgograd, Sankt Petersburg, Dnepropetrowsk) |
1974 - 1999 | Künstlerische Buchgestaltung |
1992 - 2000 | Arbeit für die Zeitschriften „Teleradioefir“, „Computerpress“ und in Werbeagenturen |
Rozovs Arbeiten wurden in den Zeitschriften „Sowetskij musej“, „Ogonek“, „Teatr“, „Dekoratiwnoe iskusstwo“, „Sowetskoe foto“ u.a. veröffentlicht. In Deutschland erschienen seine Arbeiten bei Reclam Leipzig (1990, 1991) sowie in der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ (1991). Mark Rozov lebt und arbeitet seit 1999 in der Bundesrepublik Deutschland (Hannover). Seine Werke befinden sich in den Museen und Privatsammlungen in Rußland, der Ukraine, den USA, der Schweiz und in Deutschland.
Mark Rozov’s fotografische Zyklen
1. | ”Die weiße Serie“ (1973-1980), 60 Arbeiten |
2. | ”Ländliche Motive“ (1973-1980), 60 Arbeiten |
3. | ”Das Theater“ (1980), 30 Arbeiten |
4. | ”Das metallurgische Werk“ (1982, 2002), 90 Arbeiten |
5. | ”Moskau – 1985“ (1985), 60 Arbeiten |
6. | ”Errungenschaften der Volkswirtschaft“ (1986/87, 2002), 90 Arbeiten |
7. | ”Über die Frau“ (1979-1983), 70 Arbeiten |
8. | ”Chotkowo“ (1987-1994), 40 Arbeiten |
9. | ”Stalin mit uns“ (1985-1987), 26 Arbeiten |
10. | ”Tekstilschtschiki“ (1985), 43 Arbeiten |
11. | ”Meine Geschichte der Künste“ – Teil I (1994-1999), 132 Arbeiten |
12. | ”Meine Geschichte der Künste“ – Teil II (1994-1999), 13 Arbeiten |
13. | ”In der Mitte der Peripherie“ (2001-2003), 101 Arbeiten |
Ausstellungen der letzten 10 Jahre (Auswahl)
1993 | Moskau: „Kunst des modernen Fotos - Rußland, Ukraine, Weißrußland“ (Zentrales Künstlerhaus) |
1998 | Moskau: (Zentrum für moderne Kunst des Soros-Fonds) |
2001 | Frankfurt/Main: „Vollbart, langes Haar… das Bildnis Jesu Christi in der Fotografie“ (Fotografie Forum international) |
2003 | Münster: Theater Städtische Bühnen, Leipzig: Edition Erata |
Veröffentlichungen
2003 In der Mitte der Peripherie. Fotocollagen, mit Dialogen von Jegor Wyssozkij, Edition ERATA
Zu den Fotomontagen
„Einst entband die Fotografie die Malerei von der Pflicht, Dinge natürlich
abzubilden. Doch inzwischen ist auch die Fotografie längst zu einer Kunstform
geworden, die weit mehr als dokumentarische Bedeutung hat.
Auch der Fotograf Mark Rozov nutzt die Fotografie nicht als Abbild tatsächlicher
oder inszenierter Realitäten, sondern als Medium für surrealistische Fantasie-
und Traumsujets. Fotografien dienen ihm als Rohmaterial für mit Hilfe der
Computertechnik arrangierte Fotomontagen. Die in diesem Band abgebildeten
Arbeiten aus den vergangenen drei Jahren sind ganz subjektive, technisch
ausgereifte Werke mit narrativer Dichte, mit deutlichen Anspielungen auf
persönliche Lebenseindrücke und -erinnerungen und mit subtiler, nie voyeuristisch
wirkender Erotik.
Die Kombination von Porträts mit architektonischen Elementen ist dabei ein
Grundprinzip, das sich wie ein roter Faden durch Rozovs Arbeiten zieht.
Deutlich sind die Anspielungen auf Rozovs russische Herkunft, die sich in
vielen Bildern in Form von städtischen und ländlichen Impressionen aus Russland,
aber auch in Gestalt von russischen Menschen widerspiegelt. Dazwischen finden
sich Hinweise auf weitere prägende Erlebnisse. Reisen nach Italien und Frankreich
haben in den Bildern Spuren hinterlassen. Enge italienische Gassen, Reste
römischer Architektur oder der eindrucksvolle Pont du Gard stehen neben
majestätischen Petersburger Kanälen, russischen Kirchenkuppeln und einfachen
Bauernhäusern. Die geografischen Zusammenhänge verschwimmen ebenso wie die
sozialen und die zeitlichen. Die Welt stellt sich in Rozovs Bildern nicht
so dar, wie sie ist, sondern wie sie sich im Gedächtnis des Künstlers festgesetzt
und geformt hat. Die Erinnerung ist ein Schlüssel zu Rozovs Bild-Philosophie.
Sie ist der Nährboden für die bildlich umgesetzten Fantasien und Träume.
Ein zweiter Schlüssel ist Rozovs Frauenbild. Aktaufnahmen und Frauentorsi
erweitern die Fantasie- und Traumbilder um eine faszinierende Dimension.
Die weiblichen Körper dienen als Fix- und Ruhepunkte. Sie vermitteln Sinnlichkeit,
zärtliche Erotik und mütterliche Geborgenheit. Und sie geben den Sujets
gleichzeitig Halt und Verletzlichkeit. Rozov sucht mit seinen Frauen-Akten
nicht nach Perfektion, sondern nach Schönheit, nicht nach optischen Reizen
sondern nach Individualität. So sind die Akte gleichzeitig Bestandteil von
und Symbol für Rozovs Bild-Philosophie: Sie stehen für die Intimität, die
Rozovs ganze Arbeit prägt. Zu den inhaltlichen kommen formale Aspekte: Die
Montagen sind zwar neueren Datums, ihre Bestandteile stammen aber überwiegend
aus Rozovs im Laufe der Jahre angewachsenen Bildarchiv. Akt-Aufnahmen waren
in der Sowjetunion offiziell verpönt. Umso bemerkenswerter ist es, dass
sich der Künstler schon früh intensiv mit diesem Thema beschäftigt hat.
Die Fotomontage war dagegen eine in der Sowjetunion beliebte Technik, die
vor allem in den 20-er Jahren für die politische Propaganda eingesetzt wurde.
Vor diesem Hintergrund wirkt Rozovs Absicht, ein Medium, das (auch) für
die Manipulation von Massen eingesetzt wurde, zur Ver(sinn)bildlichung individueller,
intimer Eindrücke zu nutzen, besonders reizvoll. Beim Aufbau seiner Fotomontagen
lässt sich Rozov nicht – wie die Dadaisten und viele frühe Surrealisten
– vom Zufallsprinzip leiten, sondern komponiert die Bilder bis ins kleinste
Detail durch. Dabei entfaltet er eine ästhetische Kraft, die – ganz unabhängig
von inhaltlichen Konzeptionen – jedes Bild erfaßt. Dennoch kommt auch das
Zufallsprinzip in diesem Band nicht zu kurz. Der Bild-Text-Dialog mit Jegor
Wyssozkij knüpft genau an dieses Prinzip an und verbindet Rozovs Bilder
mit einer spontanen, individuellen Rezeption. Der Dialog zeigt, dass die
Individualität von Rozovs Bildern mit der Individualität der Betrachter
kompatibel ist. Denn in der Mitte der Peripherie ist Platz für alle.“
(Ulrich Schönborn)