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Verica Tričković

geboren 1961 in Nerav, Mazedonien, ist Dichterin, Herausgeberin und Übersetzerin. Sie zog nach dem Abitur innerhalb Jugoslawiens nach Serbien um und emigrierte 1999 während der Luftangriffe der NATO mit ihren zwei Kindern nach Deutschland, wo sie in Isernhagen bei Hannover lebt. Auf Serbisch erschienen sind ihre Gedichtbände Tražim deo neba, 2001, und Lokvanj i pelen, 2007. Nach den Gedichtbänden Als rettete mich das Wort, 2011, und Im Steinwald, 2016, beide zweisprachig Serbisch-Deutsch im Leipziger Literaturverlag erschienen, schreibt sie ausschließlich auf Deutsch. 2022 erschien im gutleut Verlag Frankfurt a. M. ihr Gedichtband um | schrift. Seit 2014 zahlreiche Übersetzungen deutschsprachiger Gegenwartslyrik. 2022 wurde Tričković mit einem Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds für die Übersetzung von Anja Utlers Gedichtband münden – entzüngeln ausgezeichnet, 2023 mit einem Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds für die Übersetzung von Kerstin Preiwuß Gedichtband Rede.

Veröffentlichungen im Leipziger Literaturverlag

Verica Tričković, Im Steinwald, ISBN:978-3-86660-185-7. LLV 2016

„Das Mittelmeer, seine Städte, seine Landschaften, schwerer Lavendelduft, der gefangene Himmel zwischen den Bergen, Hängebrücken, alte Mythen – eine trügerische Idylle, in der vor kurzem schreckliche Kriege wüteten. Verica Tričković befreit ihre Heimat von der einseitigen Zeitungsaktualität und holt sie zurück in den Naturzustand. Nicht anders geht die Dichterin mit den Städten ihrer zweiten Heimat vor. Dresden mit seinen Jahres- und Tageszeiten, die Elbe, die Frauenkirche, die Augustusbrücke sind in ihren Gedichten wie neugeboren. Städte und Landschaften können nichts dafür, wie Menschen mit ihnen umgehen. Die Bitterkeit der Geschichte, der eigenen und der globalen, liegt woanders. Zum Beispiel heißt es beim Augenarztbesuch, das Sehvermögen habe »von den anstrengenden Umsiedlungen« nachgelassen. Aber das ist nicht wahr, die »anstrengenden Umsiedlungen« haben Verica Tričkovićs Auge nur geschärft. Es ist spannend, schön und ab und zu beschämend, durch dieses geschärfte Auge zu sehen.“ Olga Martynova und Oleg Jurjew

Als rettete mich das Wort. Gedichte. LLV 2011

Neunzehnhundertneunundneunzig. Auf der Flucht vor dem Kriegschaos im ehemaligen Jugoslawien und den Grausamkeiten der Nato-Bombardierung Serbiens kam Verica Tričković mit zwei Kindern, drei Koffern und etwa dreißig Liebesgedichten nach Deutschland. Räumlich öffnete sich ihr die Welt, zugleich entzog sich ihr die Sprache. Die in diesem Band versammelten Gedichte sind Ausdruck des Versuchs, in der neuen Welt das Sprechen noch einmal zu lernen. In einer Sprache, in der auch die alten Bilder aufgehoben sind – die Bilder von Mohn- und Baumwollfeldern, Feigenbäumen und den kargen Landschaften des Mittelmeerraumes. Im Mittelpunkt aber steht der Mensch im steten Versuch seines Glücks. Die Gedichte sind teils Übersetzungen aus dem Serbischen, teils sind sie in deutscher Sprache entstanden.

Stimmen

„Diese Gedichte sind lyrische Impressionen, in deren Mitte ein nicht weiter charakterisierter, individueller Blick steht. Hier nähert sich die Dichterin gelegentlich auch – immer in der ihr eigenen gepflegten Kargheit – einer lautlichen Textgestaltung an. So werden etwa in der serbischen Fassung des Gedichts „Skadarsee“ („Skadarsko jezero“) die im Titel angestimmten Konsonanten „s“ und „k“ leitmotivartig im Gedicht wiederholt, was dem Landschaftsbild etwas Einheitliches und Abgeschlossenes verleiht. In der deutschen Fassung wird ein ähnlicher Eindruck durch die dominanten Zischlaute erreicht. Überhaupt zeigt sich über den gesamten Band hinweg, dass Verica Tričković, etwas paradox ausgedrückt, weniger in zwei unterschiedlichen Nationalsprachen dichtet als vielmehr in einer einheitlichen Dichtersprache, der sie ein deutsches und ein serbisches Gesicht verleiht. Verica Tričković ermöglicht damit einen Innenblick nicht nur in das Bewusstsein einer Frau aus einem andern Kulturraum, sondern auch in das dichterische Potential einer Sprachwelt, die Realität eines wachsenden Bevölkerungsanteils in Deutschland und der Welt ist.“ Robert Hodel, Hamburg

"Diese Entdeckungen und Ent-Hüllungen erfreuen durch Abwechslungsreichtum, durch die Standhaftigkeit des Staunens und den Glauben an eine Einvernehmlichkeit der Erlebnisse. Sie fördern die Hoffnung, dass Unmittelbarkeit und Erfindungslust sich gegen alle Gegenkräfte behaupten und zu einer möglichen lebenswerten Welt zurückführen. Erinnerungen an solche Weltzeiten, an die Orte einer stimulierenden Gemeinsamkeit sind die Kraftzentren der Lyrik von Verica Tričković." Horst Fassel

"Die Gedichte von Verica Tričković zeichnen sich aus durch eine dichte, enthaltsame Diktion, dem Schweigen nah. Da, an der Grenze des Sprechens und des Schweigens, des Lärms und der Stille, entsteht das Schwingen ihrer lyrischen Stimme." Stevan Tontić

"In den Gedichten von Verica Tričković bröckelt der Horizont. Beglückt und zugleich verunsichert steht der Leser mit ihr in dem erweiterten Gesichtskreis. Die Bilder wirken jung, frisch, fast beschwingt, selbst wo sie bitter sind. Möge es ihnen glücken, auch aus unserem Horizont neue Sichtschneisen herauszubröckeln!" Sabine Fahl

Rezensionen

Sublimste Gefühle
von Horst Fassel, Ostragehege 01-2011, literatur.rs

Rezensionen zur Buchmesse
von Benjamin Hanke, 24. 3. 2011

siehe auch: Slovokult

 


 


Leseprobe

Zu den Büchern:
- Im Steinwald
- Als rettete mich