Dieter Krause
Hüter des Feuers
Die Tiere schlagen einen Bogen
Seltsames Durchmessen des Pleistozäns
Der Regen hat keine Bleibe Am Feuer
züngeln Geschichten sinnlich
wie jedes gezähmte Wesen
In der Nähe der Flammen
auf einer Plane nachts im November
lese ich Gedichte im göttlichen Schein
warte auf ein verlöschendes Ende
weiter regnet es
Schwächer die Wärme und ich
lege den Band Ovid unter die Decke
harke zuletzt in der vergangenen Glut
Kein Mensch wird nachts mehr hier
sein Unbewohnter Platz
der nichts mehr sendet
Der Vorraum im alten Kino
ist rot gestrichen
ihm gehen die Geschichten aus
nur die Tische als Tupfer
Film ab die Sätze sind gleich
Das Ergötzen an Wiederholungen
die die Kassiererin anöden
Der Abräumer ist froh über jedes Glas
Der Taktblick zur Sanduhrattraktion
Das Licht verliert den Verstand
Das Filmband rotiert am Metallikon
Die Leuchtreklame bleibt
Die Kassiererin schließt ab
zieht ihr Forellenfell über
schlägt im Regen den Kragen hoch
geht am Park Richtung Schlossteich
Man hört die Schritte des Abräumers
bis auf Höhe der Schwarzerle
lange Abstände im Wegekies
aus: Dieter Krause, Farbkammern, Gedichte © LLV 2010