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Nina Chabias (Komarowa-Obolenskaja)

И ты Господи стал военкомом
Прислал мне пшеничный мундштук
Ты один мной неодеванный
Генеральный штаб сюртучок
Ты едва политруком не хлюсил
Улюлатя тючку слюны
Господи прийми бесплатно
Вытяжку семенных желез.

1921.


Auch du oh Herr wurdest Kriegskommissar
Schicktest mir ein weizenes Mundstück
Du allein bist von mir ungetragen
Generalstab Gehröckchen
Hättest dich fast zum Politruk gespeichelt
Speiend eine Spucke Spur
Oh Herr, nimm geschenkt
Das Extrakt der Samendrüsen.

(aus: „Guttapercha des gänsehäutigen Gehänges“, © ERATA 2007, aus dem Russischen von Henrike Schmidt)

Anmerkungen:

1) Kriegskommissar: Im russischen Original „Wojenkom“. Woenkom meinte nicht nur die Militärkomitees, sondern auch die „(Kriegs)Kommissare“ der oberen Armeeeinheiten (Regimenter, Divisionen, Stäbe), die als Vertreter von Partei und Staat für die politische Kontrolle der Offiziere (zunächst meist noch ehemalige Angehörige der Kaiserlichen Armee, die als sog. „Militärspezialisten“ in die Rote Armee eingetreten waren und als „unzuverlässig“ galten) zuständig waren. Die Politruki waren in ähnlicher Funktion den militärischen Führern der unteren Armeeeinheiten (Kompanien, Batterien) zugeordnet (Dank an Nikolaus Katzer für diese Information). Chabias benutzt hier, vermischt mit religiösen Nuancen, den „nowojaz“ – die neue Sprache der sowjetischen Ideologie.

2) Das russische Original „mundschtuk“ kann sowohl „Mundstück“ im Sinne einer Zigarettenspitze als auch „Kandare“ bedeuten. Angesichts der vielfältigen Bezüge in den Gedichten zur Welt des Kreatürlichen und der Selbstbezeichnung der Dichterin als „Stute“ ist hier eine Überlagerung der beiden Bedeutungsebenen zu vermuten, die in der Übersetzung nicht wiedergegeben werden kann.

 

 


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